BIP-Wachstum im 2. Quartal auf dünnem Eis
Die Schweizer BIP-Zahlen für das 2. Quartal 2010 schauen auf den ersten Blick mit einem Wachstum gegenüber dem 1. Quartal von 0.9 Prozent beeindruckend aus. Doch ein Blick in die Details beunruhigt.
- Die Warenexporte und der Privatkonsum stagnieren. Diese beiden sind für die Schweizer Wirtschaft zentrale Wachstumsfaktoren. Bei den Warenexporten dürfte der starke Franken seine Spuren zu hinterlassen beginnen. Beim Konsum scheint sich die Arbeitslosigkeit, das relativ schwache Lohnwachstum und die höhere Kaufkraftabschöpfung (Krankenkassenprämien) auszuwirken.
- Das BIP-Wachstum kommt vor allem aus zwei Quellen. Erstens sind die Dienstleistungsexporte (ohne Tourismus) stark gestiegen. Gemäss Seco-Pressemitteilung stammt diese Zunahme vor allem aus Erträgen aus dem Rohstoffhandel - Geld, von dem das Gros der Schweizer Bevölkerung nie etwas sehen wird. Zweitens haben die Unternehmen ihre Lager weniger stark abgebaut als im ersten Quartal. Nach der Berechnungsweise des Bruttoinlandproduktes führt das zu einer BIP-Zunahme. Ein Wieder-Aufbau der Lager fand aber noch nicht statt. Ohne die Faktoren "Lager" und "Dienstleistungsexporte" wäre das BIP im 2. Quartal gesunken.
- Obwohl das Wachstum kräftig war, ist das BIP erst auf Vorkrisenniveau (2. Quartal 2008).
Bei dieser Entwicklung plus der weiteren Aufwertung des Frankens und dem erneuten Krankenkassenprämienschock für 2011 ist Euphorie in Bezug auf das Schweizer Wirtschaftswachstum fehl am Platz. Im Gegenteil muss mit einer Wachstumsabschwächung gerechnet werden.
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