Immer mehr Chefs, immer weniger Büezer und Angestellte
Wer hat sich noch nie über seinen Chef geärgert und sich gefragt, ob der Betrieb ohne ihn nicht besser laufen würde? Etwas nüchterner gesehen muss man Chefs wohl als eine Art notwendiges Übel bezeichnen. Besser ist es auf jeden Fall, wenn es nicht zu viele davon gibt. Denn was am Ende zählt, ist das direkte Ergebnis der Arbeit. Die Organisation ist zweitrangig.
Vor diesem Hintergrund ist die Entwicklung in der Schweiz beunruhigend. Aus vielen Studien bekannt ist bereits, dass die Gehälter der Führungskräfte (wie sie offiziell heissen) in den letzten Jahren stärker gestiegen sind als die mittleren und tiefen Löhne. Wenig bekannt ist hingegen, dass sich die Zahl der Chefs in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt hat (+100 Prozent), während die Erwerbstätigen insgesamt um rund 20 Prozent gestiegen sind. Rechnet man mit den Zahlen des Bundesamtes für Statistik noch etwas weiter, so kommen auf einen vollamtlichen Chef heute noch rund 11 Erwerbstätige. Vor 20 Jahren waren es noch etwas mehr als 20. Vor 15 Jahren lag die Zahl sogar bei 30, wobei diese Zahl aufgrund der kleinen Stichprobe mit Vorsicht aufzunehmen ist. So oder so ist in den Unternehmen eine Art „Bürokratisierung“ im Gang, die gleich reihenweise neue Chefs hervorbringt.
Besonders beunruhigend ist so gesehen auch die aktuelle Entwicklung. Im ersten Quartal 2015 nahm vor allem die Zahl der „Führungskräfte“ (+4 Prozent) und AkademikerInnen (+6 Prozent) unter den Erwerbstätigen zu (gegenüber Vorjahresquartal). Die VerliererInnen sind hingegen die VerkäuferInnen, die HandwerkerInnen und die IndustriearbeiterInnen. Hier stagnierte die Zahl der Erwerbstätigen. Diese Entwicklung darf sich nicht fortsetzen. Denn sie würde bedeuten, dass einmal mehr die Normalverdienenden die Krise bezahlen.
Anzahl Erwerbstätige pro Chef (Quellen: BFS, eig. Berechnungen)

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