Schönfärberische Kommunikation des BFS - effektiv sehr stark steigende Erwerbslosigkeit bei den Männern zwischen 55 und 64 Jahren
Auch ein demokratischer Staat kann die Sicht der Bevölkerung auf die wirtschaftspolitischen Probleme durch die Akzentsetzung in der Kommunikation bis zu einem gewissen Grad steuern. Anschauungsmaterial dazu liefert das Communiqué des BFS vom vergangenen Dienstag mit dem Titel „Erwerbsbeteiligung der 55- bis 64-Jährigen nimmt stark zu“. Dieser Titel wurde mehrheitlich als Entwarnung bei den Problemen der älteren Arbeitnehmenden aufgefasst – „zufälligerweise“ zwei Tage vor der nationalen Konferenz zu den älteren Arbeitnehmenden.
Tatsache ist, dass die so genannte Erwerbsquote der 55- bis 64-Jährigen um über 5 Prozentpunkte von 70.5 auf 75.8 Prozent gestiegen ist. Doch das heisst nicht, dass diese Personen auch tatsächlich eine Arbeit haben. Sondern der Ausdruck „Erwerbsquote“ meint diejenigen Personen, welche sich nicht vom Arbeitsmarkt zurückgezogen haben. Sie sind entweder erwerbstätig („Erwerbstätige“) oder sie suchen Arbeit („Erwerbslose“). Wenn man die Statistiken genauer anschaut, ist der Anstieg der Erwerbsquote vor allem auf die stärkere Erwerbstätigkeit der Frauen zurückzuführen, vor allem weil die Frauengenerationen mit höherer Erwerbsbeteiligung nun auch ins Alter von 55+ kommen.
Bei den Männern ist die Situation hingegen anders. Zwar ist auch hier die Erwerbsquote seit 2010 leicht gestiegen. Doch viele von den Betroffenen sind auf Stellensuche. Die Erwerbslosenquote ist seit Anfang 2014 sehr stark gestiegen, nämlich vom langjährigen Durchschnitt von rund 3 Prozent auf fast 5 Prozent Ende 2015. Damit befindet sie sich auf der Höhe des gesamtwirtschaftlichen Durchschnitts. Die so genannt höhere Erwerbsbeteiligung nehmen die Betroffenen vor allem als Ausschluss von der Arbeitswelt wahr. Von der vom BFS suggerierten stärkeren Erwerbsbeteiligung keine Spur.
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