Gleichgewichtskurs und Devisenspekulation
Doch auch Spekulation hat verschiedene Gesichter. Es gibt ökonomisch nachvollziehbarere. Z.B. das Herdenverhalten. So lange sich eine Währung in die gleiche Richtung bewegt, kann sich eine Spekulation, dass die Richtung beibehalten wird, lohnen. Eine weitere Variante sind Carry-Trades: Als sich der Euro gegenüber dem Franken in den Jahren 2006 und 2007 abwertete, waren sie eine Ursache. Das sind Anlagen, in denen sich Anleger in einem Land mit tieferen Zinsen verschulden, um das Geld in einem anderen Land mit höheren Zinsen anzulegen. Dieses Verhalten führt zu einem Druck auf die Zielwährung. Doch dann gibt es noch Spekulation, die nicht oder nur schwer ökonomisch erklärbar ist. Das ist Spekulation, die aus irgendwelchen Chart-Überlegungen folgt. Das veranschaulicht z.B. dieses Lernvideo (Link).
Die Spekulation dürfte in den letzten Jahren mit der Verbreitung des Computers zugenommen haben. Das lässt eine Studie der BIZ vermuten (Link). Die neuste Entwicklung ist das so genannte Algo-Trading, in welchem Computer automatisch Aufträge generieren.
Erfolgreiche Interventionen der Nationalbanken in den Devisenmarkt müssen diesem Sachverhalt Rechnung tragen. Das auf zwei Arten. Entweder orientiert sich die Nationalbank am Verhalten der Marktteilnehmer und versucht ihre Interventionen so zu timen, dass deren Verhalten sich ändert (z.B. Unterstützung von Trendfolgen, die in die erwünschte Richtung gehen). Oder sie schränkt die Spekulation ein. In den 1970er Jahren gab es z.B. ein Gentlemen's Agreement, dass die Schweizer Banken inkl. ausländische Filialen nicht gegen den Franken spekulieren. Das wäre rasch realisierbar. Denn es ist beispielsweise nicht nachvollziehbar, wenn Kantonalbanken die wirtschaftlichen Probleme im Land verstärken, indem sie die Frankenstärke zementieren. Oder dass Grossbanken, die wegen der SNB zu billigem Geld kommen, im Franken spekulieren.
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