Mit Mindestlöhnen Marktversagen bekämpfen
Im simplen Lehrbuchmodell des Arbeitsmarktes führen wirksame Mindestlöhne zu mehr Arbeitslosigkeit, indem sie einen Lohn festsetzen, der über dem Marktlohn liegt. Darum sind viele nur schlecht ausgebildetet Ökonomen gegen Mindestlöhne. Anspruchsvollere ökonomische Lehrbücher erwähnen im jeweiligen Unterkapitel das Modell des Monopsons - eines marktmächtigen Arbeitgebers, der tiefere Löhne bezahlt, um zu mehr Gewinn zu kommen. In diesem Modell führen Mindestlöhne zu höheren Löhnen und einer höheren Beschäftigung.
In der neusten ökonomischen Forschung wurde der Monopsonfall unter die Lupe genommen. Dabei zeigt sich, dass er offenbar wesentlich häufiger ist, als bisher angenommen. Die Ökonomen Ashenfelter et al. (Link) können in ihrer Übersicht über den Monopson-Fall viele empirische Beispiele aufführen (Spitäler, Schulen u.a.).
Dass es Marktmacht von Arbeitgebern gibt bzw. dass Löhne unter dem Marktlohn bezahlt werden, zeigen auch Phänomene wie die Lohndiskriminierung von Frauen und MigrantInnen oder die Tatsache, dass Arbeitgeber in gewissen Branchen regelmässig über Arbeitskräftemangel klagen.
Wenn tiefe Löhne bezahlt werden, werden nicht nur für die Betroffenen um ihren Verdienst gebracht, sondern es führt auch zu wirtschaftlichen Fehlallokationen. Die Leute arbeiten nicht dort, wo sie eigentlich am produktivisten wären. Das müsste auch Ökonomen zu denken geben, die mit dem einfachsten Marktmodell operieren. Denn für sie ist die "optimale Allokation von Ressourcen" das Credo. Über Mindestlöhne könnte dann ein Marktversagen bekämpft werden.
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