Tieflöhne in der Schweiz: Vor allem bei Frauen reicht der Lohn nicht zum Leben
In der Schweiz müssen rund 400'000 Arbeitnehmende zu einem so genannten Tieflohn arbeiten. Unter einem Tieflohn wird gemäss internationalen Standards ein Lohn verstanden, der tiefer ist als zwei Drittel des mittleren Lohnes (Medianlohn). Diese 400‘000 setzen sich zusammen aus 368‘800 Personen (Schätzung des BFS für Branchen ohne Land- und Auswirtschaft) plus rund 30‘000 in den Branchen Land- und Hauswirtschaft. Gemäss BFS liegt der Anteil der Tieflohn-ArbeitnehmerInnen bei 12.2 Prozent.
Die Schweiz schneidet dabei etwas besser ab als andere EU-Länder. Im Mittel der EU beträgt der Tieflohnanteil 14.8 Prozent (EU-17) bzw. 17 Prozent (EU-27). Warum die Schweiz minimal besser dasteht, ist nicht erforscht. Es sind zwei Faktoren zu vermuten. Erstens der aktive und erfolgreiche Kampf der Gewerkschaften gegen Tieflöhne („keine Löhne unter 3000 Franken“). Zweitens das System der Berufslehre dank dem junge Erwachsene eine Lehre machen können statt sich nach der Schule in einem prekären Job durchschlagen zu müssen.
Ausgesprochen negativ ist aber die Tieflohnsituation bei den Frauen. Gemäss BFS-Statistik muss jeden fünfte erwerbstätige Frau (19.1 Prozent) zu einem Tieflohn arbeiten. Bei den Männern beträgt der Tieflohnanteil 6.9 Prozent. Dass die Frauen fast drei Mal häufiger von Tieflöhnen betroffen sind, ist in kaum einem anderen Land zu beobachten. Punkto Tieflohnanteil der Frauen ist die Schweiz denn auch nicht besser als der EU-Durchschnitt (EU-17). Gilt in der Schweiz nach wie vor die alte Ideologie, dass die Arbeitgeber (im Detailhandel u.a.) Frauen Löhne zahlen können die nicht zum Leben reichen müssen?
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