SNB-Devisenmarkt-Interventionen im Dezember 2014/Januar 2015 wenig überraschend, weil die SNB einen Zinsvorteil zugunsten des Frankens zugelassen hat
Mittlerweile begründet die SNB den Ausstieg aus dem Mindestkurs vor allem damit, dass Ende 2014/Anfang 2015 zur Stützung des Mindestkurses täglich teilweise Interventionen in Milliardenhöhe erforderlich gewesen seien und dass das damit verbundene Wachstum der Fremdwährungsbestände geldpolitisch nicht mehr verantwortbar gewesen wäre. Die SNB spricht auch von „dynamischer Instabilität“: Die Interventionen der SNB und der damit verbundene, höhere Fremdwährungsbestand würden weitere Interventionen erforderlich machen, wodurch die SNB-Bilanz um viele hundert Milliarden anschwellen könnte. Damit verbunden seine hohe Verlustrisiken. Warum das genau der Fall sein soll, wird aus den Äusserungen der SNB jedoch nicht wirklich klar.
Viele SchweizerInnen gehen in den Euroraum einkaufen, weil es günstiger ist. Warum soll dann ausgerechnet die Nationalbank Verluste machen, wenn sie Euro kauft? So lange der Franken überbewertet ist, ist die Argumentation der SNB höchstens dann nachvollziehbar, wenn die SNB die Franken-Untergrenze aufhebt. Was sie ja dann gemacht hat. Dann kann sich der Franken vorübergehend aufwerten und es können – vorübergehende – Buchverluste auf den Fremdwährungsbeständen entstehen. So lange sie an der Untergrenze festhält, kann sich der Franken nicht weiter aufwerten.
Dänemark und Tschechien, die ebenfalls Untergrenzen verteidigen, verzeichneten im Dezember 2014 im Gegensatz zur SNB keinen auffälligen Anstieg der Devisenreserven (Grafik 1).
Von Mitte 2012 bis Ende 2014 erforderte die Untergrenze auch in der Schweiz keine SNB-Interventionen. Das ist alles andere als überraschend, denn die SNB hat das Frankenmonopol. Sie dominiert den Frankenmarkt und niemand kann es mit ihr aufnehmen. Wenn die Zinsen im Euroraum höher sind als im Franken, gibt es normalerweise keinen Grund, Franken zu kaufen und Euros zu verkaufen. Wer das macht, hat dann Verluste. Um den Mindestkurs zu verteidigen, musste die SNB nur zwischen September 2011 und dem Frühling 2012 Euros kaufen. Der Grund damals war, dass sich zahlreiche Finanzmarktteilnehmer grundsätzliche Sorgen um den Fortbestand des Euros machten und daher auch bereit waren, Franken trotz tieferem Zins zu kaufen.
Im Dezember 2014/Januar 2015 gab es keine fundamentale Unsicherheit über die Existenz des Euros. Die Lage hatte sich beruhigt. Die bisher einzige ökonomische Erklärung für die erneuten Interventionen in diesen beiden Monaten liegt bei der Zinsdifferenz zur Eurozone. Die EZB führte im vergangenen Jahr Negativzinsen ein. Auch die dänische Zentralbank drückte die Zinsen ins Minus.[1] Die SNB blieb hingegen bei Null (Grafiken 2 und 3). Das bedeutet, dass es sich gegen Ende 2014 zu lohnen begann, Franken zu kaufen und Euro bzw. dänische Kronen zu verkaufen. Kein Wunder, musste die SNB gegen Ende 2014 und Anfang 2015 vermehr intervenieren, um die Untergrenze von 1.20 Fr./Euro zu halten. Die SNB dürfte somit wesentlich mitverantwortlich sein, dass sie vermehrt intervenieren musste und so die Fremdwährungsbestände bzw. die SNB-Bilanz anstiegen.

[1].Bei der Tschechischen Krone ist die Zinssituation nicht ganz klar. Die Tschechische Nationalbank hat die Zinsen stark gesenkt. Der CZEONIA lag bei 0.05 Prozent. Dieser Zins ist nicht vollständig mit den Euro-, DK-Kronen- oder Frankenzinsen vergleichbar, da er noch einen Risikoaufschlag enthält
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