Fragezeichen zu neuer KOF-Studie zu Wechselkurseffekten
Mittlerweile liegt der Euro-Kurs bei rund 1.18 Fr., das Pfund bei 1.33 und der Dollar bei 0.83. Seit Ende 2009 hat sich der Schweizer Franken um mehr als 20 Prozent aufgewertet. Diese Aufwertung ist dramatisch. Ein nennenswerter Teil der Exportfirmen ist in ihrer Existenz gefährdet. Wenn sie die Preise senken um den Wettbewerbsnachteil zu kompensieren, haben sie weniger Erträge. Senken sie die Preise nicht, werden sie weniger verkaufen und Marktanteile verlieren. Rechnet man mit Margen von 5 bis 10 Prozent, sind diese selbst dann grösstenteils aufgefressen, wenn die Firmen stark von tieferen Preisen für importierte Vorprodukte profitieren würden.
Eine heute veröffentlichte Studie der KOF ETH wirkt deshalb irritierend (link). Hochspezialisierte Branchen wie die Chemie (Pharma) würden nur wenig von Wechselkursschwankungen tangiert. Ein genauerer Blick in die Studie offenbart aber methodische Mängel. Erstens sind zahlreiche Exporte in der Pharma Exporte innerhalb derselben Firma. Die Preise für diese Produkte sind konzernintern gestellt. Z.T. spielen auch steuerliche Überlegungen eine Rolle. Die Aussagekraft der Daten ist begrenzt.
Weiter hat die KOF die Exportvolumina ("reale Exporte") untersucht. In der Aussenhandelsstatistik werden diese Volumina als Kilogramm gemessen. Das gibt aber bei der Chemie grosse Probleme. Denn das Gewicht von Medikamenten ist unerheblich, da der Wirkstoff wohl das leichteste ist am Medikament ist. Wird der Wirkstoff in Form von schweren Tabletten zum selben Preis verabreicht, so führt das in der Statistik zu höheren Exportvolumina. Solche Effekte machen die Interpretation der preisbereinigten Exportstatistiken schwer.
Tatsache ist, dass die Pharmaexporte in Franken ("nominale Exporte") seit Anfang Jahr stagnieren - obwohl die Wirtschaft im Ausland wächst (Link).
Es ist davon auszugehen, dass der starke Franken dramatische Auswirkungen haben wird - allerdings mit einer gewissen Verzögerung. Denn die Firmen haben z.T. noch Reserven, z.T. haben sie noch Währungsabsicherungen laufen.
Um diese negativen Auswirkungen zu verhindern, braucht es harte Massnahmen. Die Frankenstärke kann nur bekämpft werden, wenn den Anlegern, die z.B. über Derivate auf den Franken spekulieren, herbe Verluste zugeführt werden. Indem die Nationalbank eine Untergrenze gegenüber dem Euro einführt und verteidigt. Der Bundesrat muss die SNB mit zusätzlichen Massnahmen unterstützen. Zu prüfen sind beispielsweise
Negativzinsen oder gezielte Eingriffe in den Derivatehandel.
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