Frankenüberbewertung: Stärkste Beschäftigungseffekte bisher in Detailhandel und Gastgewerbe - nicht in der Industrie
In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres ist die Beschäftigung nicht etwa in der Industrie, sondern im Detailhandel und im Gastgewerbe am stärksten gefallen. Im Detailhandel waren rund 1900 Personen weniger angestellt als um 4. Quartal 2014 (-0.6 Prozent), im Gastgewerbe 2100 (-1.0 Prozent) und in der Industrie 800 (-0.1 Prozent). Wahrscheinlich hat hier der Ausstieg aus dem Mindestkurs bzw. die Frankenüberbewertung ihre Spuren hinterlassen. Dass die Dienstleister stärker reagieren als die Industrie ist bemerkenswert.
Die folgenden Grafiken zeigen jedoch, dass der Franken-Eurokurs in den beiden Dienstleistungsbranchen einen deutlich grösseren Einfluss auf die Beschäftigung hat als noch in den 1990er Jahren. Die Grafiken stellen das Beschäftigungswachstum (Vollzeitäquivalente) dem Euro-Frankenkurs (2 Quartale vorlaufend) gegenüber. Wenn sich der Franken aufwertet (Linie sinkt), so geht auch das Beschäftigungswachstum zurück. In den 1990er Jahren ist kein entsprechendes Muster erkennbar. Seit der Finanzkrise ist es jedoch ausgeprägt. Wenn sich der Franken aufwertet, schlägt das rasch auf die Beschäftigung durch.
Beschäftigung und Franken-Eurokurs (Veränd. geg. Vorjahr, 1990-2005)
Beschäftigung und Franken-Eurokurs (Veränd. geg. Vorjahr, 2005-2015)
Dass das Muster bei der Industrie weniger ausgeprägt ist, kann verschiedene Gründe haben. Eventuell wird es statistisch unterschätzt, wenn die Industriefirmen die Temporärbeschäftigten irrtümlicherweise nicht melden, diese aber zuerst entlassen. Oder dass die Industrie die Belegschaften schon so weit abgebaut hat, dass sie kurzfristig kaum mehr Spielraum hat ohne Produktion insgesamt zu gefährden.
So oder so. Die Frankenüberbewertung wird mehr und mehr zum gesamtwirtschaftlichen Problem. Wer nur die Industrie alleine betrachtet, unterschätzt die Auswirkungen massiv.
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