Fords Produktionsverlagerung: Zu hohe Lohnstückkosten sind nicht Spaniens Problem
Der Autobauer Ford hat bekannt gegeben, dass er das Autowerk in Gent (Belgien) 2014 schliessen und die Produktion nach Valencia (Spanien) verlagern will. Die Begründung: Mit der Verlagerung wolle Ford zu einem gewinnbringenden Wachstum („profitable growth“) zurückkehren.
Diese Nachricht muss denjenigen zu denken geben, die behaupten, dass Spanien ein Problem mit überhöhten Lohnstückkosten hätte. Wenn Ford mit der Verlagerung mehr Gewinn machen will, bedeutet das wohl, dass die Lohnstückkosten in Spanien tiefer sind und dass sich die Produktion in Spanien lohnt. Zu hohe Lohnstückkosten sind hier sicher nicht das Problem.
Wie in diesem Blog bereits verschiedentlich gezeigt, sind gesamtwirtschaftliche Ländervergleiche bei den Lohnstückkosten Unsinn. Erstens ist ein gesamtwirtschaftlicher Vergleich der Lohnstückkosten falsch, weil die gesamtwirtschaftlichen Daten auch Lohnstückkosten von Branchen enthalten, die keine international handelbaren Produkte herstellen (Coiffeure usw.). Zweitens ist es in gewissen Branchen generell schwierig, Lohnstückkosten zu berechnen (Banken u.a.). Drittens wird meist das Wachstum der Lohnstückkosten verglichen, welches in Spanien vor Ausbruch der „Eurokrise“ tatsächlich höher war als dasjenige in Deutschland oder Belgien. Ökonomisch relevant ist aber das Niveau, nicht das Wachstum, weil beispielsweise auch Aufholprozesse von einem tiefen Niveau aus zu einem hohen Wachstum führen können. Eine detaillierte Analyse der Entwicklung bei den Lohnstückkosten zeigt, dass diese nicht das Problem sind.
Spanien steckt in einer schwierigen Immobilienkrise. Viele Haushalte sind überschuldet, nachdem ihr Haus an Wert verloren hat. Wenn in dieser Situation Löhne gesenkt und Arbeitsbedingungen verschlechtert werden, verschärft sich das Problem. Denn die Haushalte haben dann noch weniger Geld, um ihre Schulden zu tilgen. Die Krise verschlimmert sich. Ökonomisch spricht man von Schuldendeflation.
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