4-Prozent-Inflationsziel? Ein IMF-Working-Paper zeigt die Vorteile
Vor 10 Jahren hätte wohl niemand gedacht, dass die Kurzfrist-Zinsen über mittlerweile rund 5 Jahre fast weltweit nur unwesentlich über null liegen würden. Und dass die Zentralbanken alle paar Monate neue Instrumente zur Beeinflussung der Langfristzinsen und der Kreditvergabe erfinden würden. Das Instrument der klassischen Zinspolitik war relativ früh in der Krise ausgereizt war. Das lag im Wesentlichen daran, dass erstens die Krise sehr ausgeprägt war und kräftige geldpolitische Impulse erfordern würde und dass zweitens die Inflationsziele und die Zinsen vor der Krise so tief waren, dass der Senkungsspielraum überhaupt bescheiden war.
Vor einiger Zeit hat deshalb der IMF-Chefökonom Olivier Blanchard laut darüber nachgedacht, die Inflationsziele von heute oft um oder unter 2 Prozent auf 4 Prozent zu erhöhen. Dieser Vorschlag stiess auf viel Widerstand. Die Überzeugungskraft der Argumente dagegen war hingegen bescheiden. Nun legt der US-Ökonom Laurence Ball in einem IMF-Workingpaper nach. Auch er schlägt ein 4-Prozent-Ziel vor. Interessant ist seine Gegenüberstellung von Nutzen und Schadenspotenzial dieses Ziels. Auf der Nutzenseite steht der grössere konjunkturpolitische Handlungsspielraum in ernsthaften Krisen. Die Inflationsziele im Bereich von 2 Prozent gibt es seit den 1990er Jahren. In seinem Rückblick auf die Rezessionen in den USA kommt Ball zum Schluss, dass ein 2-Prozent-Ziel vor den 1990er Jahren bei drei Rezessionen den geldpolitischen Handlungsspielraum nennenswert eingeengt hätte.
Dass ein höheres Inflationsziel und die damit einhergehenden höheren Kurzfristzinsen den Senkungsspielraum erhöhen, bestreitet kaum jemand. Das Gegenargument gegen höhere Inflationsziele ist der mögliche Schaden. Ball stellt in seinem Papier eine Reihe von Argumenten und Studien zum Thema zusammen. Wenig überraschend ist der Schluss, dass eine Inflation von 4 Prozent kaum mehr Schaden anrichtet als eine von 2 Prozent. Der Unterschied ist zu gering. Unter Volker sei beispielsweise Inflationsrate bei 4 Prozent belassen worden, als die hohen Inflationsraten einmal bekämpft gewesen seien.
Es gibt viele Argumente für ein höheres Inflationsziel. Trotz den Inputs aus dem IMF gibt es in der Fachwelt aber kaum Diskussionen dazu. Das ist falsch. Denn langsam sollte die Reflexion darüber beginnen, welche Lehren für die makroökonomische Steuerung aus der Finanzkrise gezogen werden müssen.
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