Gastgewerbe: Mindestlöhne +44%, Anteil Arbeitslose -3%
Dank dem neuen Gesamtarbeitsvertrag stiegen die Löhne im Gastgewerbe im vergangenen Jahr um 2.4 Prozent (nominal). Neu erhalten alle einen 13. Monatslohn. Und die Mindestlöhne wurden erhöht – namentlich infolge der Kampagne „Keine Löhne unter 3000 Fr.“ Seit dem Jahr 1998 stieg der tiefste Mindestlohn von 2350 Fr./Mt. (z.T. mal 12) auf 3400 Fr./Mt. (mal 13). Das entspricht einer Erhöhung um deutlich über 40 Prozent. Gesamtarbeitsverträge sind ein mächtiges Instrument gegen tiefe Löhne. Die Löhne im Gastgewerbe sind insgesamt seit dem Jahr 2000 sogar stärker gestiegen als die Löhne der Schweizer Gesamtwirtschaft.
Die Gegner der Kampagne „Keine Löhne unter 3000 Fr.“ malten düstere Beschäftigungsszenarien. Die Arbeitslosigkeit würde stark steigen. Tatsächlich ist der Anteil der Arbeitslosen aus dem Gastgewerbe am Total der Arbeitslosen seit dem Jahr 2000 von rund 13 auf heute etwas über 10 Prozent gesunken. (Grafik folgt: s. Amstat-Website).
Die Beschäftigungsstatistiken zeigen wenig Auffälligkeiten. Die Beschäftigung in der Gastronomie stieg bis vor Ausbruch der Finanzkrise etwas stärker als diejenige im Detailhandel. Die Hotellerie verlor etwas an Terrain. In beiden Branchen war die Zunahme aber beispielsweise höher als im Versicherungssektor.
Das sind keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass bessere Mindestlöhne punkto Arbeitslosigkeit unproblematisch sind. Doch die Statistiken zeigen, dass die Zusammenhänge weniger banal sind, als die oft dargestellt werden. Kein Wunder sagt inzwischen sogar die OECD, dass der Zusammenhang zwischen Mindestlohn und Arbeitslosigkeit nicht eindeutig – allenfalls sogar neutral bzw. weder positiv noch negativ – sei.
- 4 Kommentare Kommentar(e)
Mein Kommentar
Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.



13. Mai 2013
Präzisierung
Lieber Herr Niklaus
Die Jahre der Finanzkrise habe ich ausgeklammert, weil die Gastronomie in Tourismusgebieten dann in besondere Schwierigkeiten geriet. Insbesondere mit dem überbewerteten Franken. Die Detailhandelsbranche ist die Referenz, weil sie ebenfalls eher tiefe Löhne zahlt, aber keinen allgemeinverbindlichen Mindestlohn hat.
Freundliche Grüsse
Daniel Lampart
13. Mai 2013
Danke für die Präzisierung
Sehr geehrter Herr Lampart
Danke für Ihre Präzisierung. Somit ist es ein politisch gewollter Ausschnitt. Zumindest macht dies der Anschein für mich. Denn mir erschliesst sich nicht, warum Sie eine Branche nehmen, die mit dem Internet kämpft, vom Euro geschwächt wird und sich in einem allgemeinem Strukturwandel befindet und diese mit der Gastronomie vergleichen. Dazu nehmen Sie noch die Finanzkrise als Referenzjahr (was hat diese mit diesem Thema zu tun?) und blenden aus, dass die Gastronomie vom Q1 2008 bis 2012 7% der Angestellten verlor, während der Detailhandel nur 1.5% weniger Angestellte hat. Für mich ist ein solcher Text nicht nachvollziehbar. Ich finde es bedenklich, wie heute von allen politischen Strömungen, ob Links, Rechts oder aus der Mitte Zahlen aus dem Zusammenhang gerissen werden, nur um für das eigene Thema zu polemisieren. Von allen Seiten wird im Moment viel getan, um die Leute gegeneinander aufzuhetzen. Als Arbeitgeber bereitet mir dies Sorge. Auch wenn ich weit über den Mindestlohn bezahle und denke, gute Arbeitsbedingungen anzubieten, irgendwann schwappt das auch bei ansonsten zufriedenen Mitarbeiter über. Eine bedauerliche Entwicklung. Wenn Sie dies ebenfalls so sehen, Sie sind ein Puzzlestein für eine Korrektur. Denn im Unternehmen müssen wir miteinander arbeiten - nur so kommen wir zum Erfolg, von dem auch alle profitieren.
13. Mai 2013
Ernsthaft!
Lieber Herr Niklaus
Der relavante Zeitraum ist 1998 bis ca. 2008 - von der Erhöhung des Mindestlohnes bis zum Peak vor der Finanzkrise. Die Beschäftigung im Detailhandel sank um 2.5 Prozent. Diejenige im Gastgewerbe stieg um 2.1 Prozent (Vollzeitäquivalente).
Freundliche Grüsse
Daniel Lampart
09. Mai 2013
Ernsthaft?
Jetzt mal ernsthaft Herr Lampart, Sie sitzen im Bankrat unserer Nationalbank und schreiben solches:>Die Beschäftigungsstatistiken zeigen wenig Auffälligkeiten. Die Beschäftigung in der Gastronomie stieg bis vor Ausbruch der Finanzkrise etwas stärker als diejenige im Detailhandel.Beschäftigte 1991 (in Tausend)Detailhandel 303Gastronomie 133Beschäftigte 2007Detailhandel 250Gastronomie 112Beschäftigte 2012Detailhandel 256Gastronomie 108Bitte, bitte beruhigen Sie mich, dass Sie hier einen politischen Text schrieben, bei dem Sie irgendeine Zahl in irgendeinem Zeitabschnitt wählten, damit die Statistik in Ihrem Sinn dargestellt wird. Ansonsten mache ich mir ernsthafte Sorgen, um unsere Institution Nationalbank.