Franken deutlich überbewertet - Schreibtischanalysten in den Banken mit Kursziel 1.40 Fr./Euro liegen daneben
Die starke Aufwertung des Frankens in den letzten Monaten trifft die Schweizer Exportindustrie und den Tourismus hart. Ihre Produkte und Dienstleistungen verteuern sich gegenüber der ausländischen Konkurrenz, was den Absatz schrumpfen lässt und - wenn sie anhält - viele Arbeitsplätze (bei 1.40 Fr./Euro rund 40'000) kosten wird.
Aus den (Gross-)Banken kommen Behauptungen, der Franken sei gegenüber dem Euro bei 1.40 Fr./Euro fair bewertet. Diese Behauptungen sind jedoch abenteuerlich:
- Gemäss Schätzungen des Internationalen Währungsfonds war der Franken im Frühjahr 2009 fair bewertet (Link, S. 14). Das bei einem Fr./Euro-Kurs von ungefähr 1.51 Fr./Euro (Link zur Wechselkursstatistik der SNB).
- Im Frühjahr 2008 ging der Währungsfonds von einer Unterbewertung von rund 7 Prozent aus. Damals lag der Franken/Euro-Kurs bei knapp 1.60 Fr./Euro (Link, S. 27).
- Der "reale" Frankenkurs gegenüber Deutschland beträgt gegenwärtig rund 107. Das bei einem historischen Durchschnitt von 100. Der Franken wäre dadurch rund 7 Prozent überbewertet (Link).
- Die relativen Exportpreise der Schweiz näherten sich bereits Anfang 2010 bei einem Franken/Euro-Kurs von rund 1.46 ihrem historischen Höchststand (Link, Grafik S. 35). Nur mitte der 1990er Jahre war die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Exportwirtschaft - bedingt durch die Frankenaufwertung schlechter. Mit der jüngsten Aufwertung ist diese so schlecht wie noch nie. Ein klares Anzeichen für eine deutliche Überbewertung.
Für die Nationalbank ergibt sich daraus folgende Schlussfolgerung. Die Aufwertung ist ausserordentlich und unerwünscht. Um Deflationstendenzen zu verhindern, muss sie dagegen ankämpfen. Der Franken wird sich früher oder später aber wieder in Richtung faire Bewertung bewegen. Dann kann die Nationalbank ihre Euro-Anlagen wieder verkaufen. Für alle Skeptiker gegenüber den Interventionen der Nationalbank sei deshalb noch gesagt, dass sie dann sogar einen Gewinn aus den Interverntionen machen könnte. Obwohl das allerdings geldpolitisch irrelevant ist.
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