Lohnprobleme der Berufsleute mit Lehre: Zum TA/Bund-Artikel vom 12.1.
Der mittlere Lohn von Berufsleuten mit einer Lehre als höchstem Abschluss stieg zwischen 1996 bis 2012 real um etwas mehr als 4 Prozent. Das ist deutlich weniger als der mittlere Lohn insgesamt, der im selben Zeitraum um 12 Prozent zulegte. An der Jahresmedienkonferenz 2015 ortete der SGB deshalb bei den Berufsleuten mit Lehre ein Problem bei den Löhnen. Ihre Löhne müssen steigen. Auch damit die Lehre weiterhin attraktiv bleibt.
Diese Analyse wird heute im Tagesanzeiger/Bund bestritten. U.a. wird darauf hingewiesen, dass LehrabgängerInnen sich weiterbilden können (höhere Berufsbildung, Fachhochschule u.a.) und diese Möglichkeiten auch wahrnehmen. Dazu zitiert der Artikel eine Reihen von Exponenten aus Politik und Wissenschaft, die dem Autor des Artikels zustimmen.
Trotz diesen Möglichkeiten hat die Mehrheit der ausgebildeten Berufstätigen in der Schweiz jedoch nach wie vor eine Lehre als Höchstabschluss. Denn nur rund 10 Prozent der LehrabsolventInnen schliessen eine Fachhochschule ab. Mehrheitlich sind es Männer. Bei der höheren Berufsbildung ist der Anteil an der Gesamtbevölkerung rund 15 Prozent (Alter 30 bis 34), was etwas mehr als 20 Prozent der LehrabgängerInnen entspricht.
Bei zahlreichen Lehrabschlüssen ist die Lohnsituation nicht nur unbefriedigend sondern effektiv schlecht. Das betrifft zum einen Berufe des Dienstleistungssektors wie VerkäuferInnen, Coiffeure/-eusen oder das Personal im Gastgewerbe teilweise mit Monatslöhnen um 4000 Franken. Zum anderen sind aber auch gewerbliche Berufe betroffen wie beispielsweise Bäcker (Lohn ebenfalls um 4000 Fr.) oder handwerkliche Berufe (Löhne unter 5000 Fr.). Die Gründung einer Familie beispielsweise ist hier teilweise nur schwer möglich.
In gewissen Branchen haben sich die Berufsbilder verändert. Für Berufe, für welche früher eine Lehre ausreichte, ist heute eine Zusatzausbildung (höhere Berufsbildung, Hochschule) notwendig. Das dürfte beispielsweise im Bankensektor der Fall sein. Damit haben die Arbeitgeber Ausbildungskosten auf die Arbeitnehmenden verlagert. Denn offensichtlich wurden früher die LehrabsolventInnen on-the-job an ihre Aufgabe herangeführt.
Die Lehre ist der Königsweg in der Schweizer Ausbildung. Die Schweiz fuhr in der Vergangenheit gut damit. Damit das so bleibt, muss die Lehre attraktiv sein. Sowohl von den Berufsbildern, als auch vom Lohn. Wer behauptet, die Löhne seien kein Problem, kann beispielsweise mal mit einer Verkäuferin oder einem Bäcker reden.
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