Grössere Probleme der jungen Erwachsenen beim Berufseinstieg
Der Einstieg der jungen Erwachsenen ins Berufsleben ist in den letzten 10 bis 15 Jahren schwieriger geworden. Viele von ihnen müssen Praktika machen, obwohl sie eine Ausbildung abgeschlossen haben. Oder sie sind gezwungen, temporär zu arbeiten – trotz bestandener Lehre. Das spiegelt sich in den Statistiken. Heute haben mehr als 20 Prozent der Berufstätigen zwischen 15 und 24 Jahren nur einen befristeten Arbeitsvertrag. Vor 25 Jahren waren das nur knapp 10 Prozent – also weniger als die Hälfte. Umgekehrt ist der Anteil der 15-24-Jährigen mit Dauerstelle von fast 90 auf heute unter 80 Prozent gesunken.
Viele junge Erwachsene stellen heute nach der Lehre fest, dass die Lohnperspektiven in ihrem Beruf mit den Lebenshaltungskosten nicht in Einklang zu bringen ist. Sie beginnen eine Zusatzausbildung. Insbesondere die Fachhochschulen haben starken Zulauf erhalten. In der Hoffnung, dort über ein Studium das künftige Einkommen zu verbessern, studieren heute gegen 100‘000 Personen pro Jahr an den Fachhochschulen. Obwohl sich diese Ausbildungen an praktisch ausgebildete Personen richten, ist eine Berufstätigkeit neben dem Studium nicht vorgesehen.
Dementsprechend stehen weniger junge Erwachsene im Berufsleben. Bei den jungen Männern zwischen 15 und 24 Jahren waren 2016 beispielsweise nur noch 59.3 Prozent erwerbstätig (2. Quartal). Das ist der tiefste Stand seit Erhebungsbeginn im Jahr 1991, als rund 70 Prozent der jungen Männer beruflich aktiv waren. Bei den Frauen ist der Rückgang etwas weniger ausgeprägt, weil die Berufstätigkeit der Frauen in allen Altersgruppen aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen steigt.
Diese Entwicklung wirft grundsätzliche Fragen auf. Sind die heutigen Ausbildungen noch richtig ausgestaltet, wenn die Absolventinnen und Absolventen danach keine Dauerstellen erhalten, sondern Praktika machen müssen? Sind die Fachhochschulen nicht zu verschult, wenn Personen mit abgeschlossener Berufslehre ihre Erwerbstätigkeit während dem Studium aufgeben sollen? Sind die heutigen Berufslehren noch zeitgemäss, wenn die Einkommensperspektiven danach unbefriedigend sind? Diese Fragen müssen geklärt werden.
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