Miese Stimmung an den Börsen trübt den Blick für realwirtschaftliche Fundamentalzusammenhänge. Sinkender Ölpreis stabilisiert.
An den launischen Aktienmärkten ist die Stimmung zurzeit mies. Und weil die Händler glauben, die Welt drehe sich um sie, geht es auch der Welt schlecht. Das kann sich rasch wieder ändern. Vor allem weil in der realen Welt vieles dagegen spricht. Die US-Konjunktur ist aufwärts gerichtet. Der Arbeitskräftebedarf der Firmen ist tendenziell im Steigen begriffen. Übrigens auch in Deutschland. Die sinkenden Ölpreise dürften die Kaufkraft zusätzlich stabilisieren. Seit dem Frühsommer ist der Barrel-Preis um fast 30 Dollar gesunken. Ausserhalb des Dollarraums fällt der Preiszerfall etwas weniger stark aus, weil sich gleichzeitig der Dollar aufgewertet hat. Doch auch in Franken ausgedrückt ist der Ölpreis um fast 20 Prozent gesunken. Im Detailhandel (Heizöl, Diesel, Benzin u.a.) führt das zu einem Preisrückgang von etwas weniger als 10 Prozent, weil noch mengenbasierte Steuern bezahlt werden müssen. Die Ölprodukte machen rund 4 Prozent des Warenkorbs eines Schweizer Haushaltes aus. Das bedeutet, dass der Preisrückgang die Kaufkraft um rund 0.3 Prozent erhöht. Wobei nur ein Teil davon unmittelbar spürbar wird. Denn Heizöltanks werden nur periodisch aufgefüllt und die damit verbundenen Nebenkostenabrechnungen bei den Miethaushalten erfolgen verzögert. In Ländern mit geringeren Ölsteuern (USA u.a.) ist der Effekt stärker. Ebenso in Ländern, welche ihren Strom teilweise mit fossilen Brennstoffen herstellen. Beispielsweise in Italien oder Spanien.
Euphorie für die Konjunktur ist sicher fehl am Platz. Denn die Verschuldung der Privaten in den südlichen EU-Staaten ist nach wie vor zu gross bzw. die Inlandnachfrage ist zu gering - auch wegen der zu restriktiven Finanzpolitik und den Lohnkürzungen. Doch Konjunkturpanik oder -depression ist genauso falsch. Ein Aufschwung ist nun mal nicht fadengerade oder auch ein Auf und Ab um einen steigenden Trend. Eine Stärkung der Kaufkraft durch höhere Löhne und durch eine expansive Fiskalpolitik würde die Lage aber zügig verbessern.
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