Unsinniger OECD-Länderbericht zur Schweiz - interessante OECD-Analysen zur Einkommensverteilung auf der Welt
In den letzten Jahren ist fast weltweit eine Lohn- und Einkommensschere aufgegangen. Die Schweiz ist hier bekanntlich keine Ausnahme.Erfreulich ist, dass sich die Politik mehr und mehr damit zu beschäftigen beginnt. In den USA war die Ungleichheit sogar Teil der präsidialen Rede zum State of the Union. Obama zielt insbesondere auf eine gerechtere Besteuerung.
Die OECD hat nun eine Reihe von Analysen zur Einkommensungleichheit vorgelegt. Interessant sind vor allem die Untersuchungen über die Ursachen. Der starke Anstieg der hohen und höchsten Löhne ist zu einem grossen Teil die Folge der Boni. Bei den unteren und mittleren Einkommen spielen weitere Faktoren eine Rolle (Link). Wer eine Temporärstelle oder einen befristeten Arbeitsvertrag hat, verdient weniger als Beschäftigte mit unbefristeten Verträgen. Positiv ist der gewerkschaftliche Organisationsgrad. Je höher der Mitgliederanteil der Gewerkschaften ist, desto ausgeglichener ist die Lohnverteilung.
Leider hat sich die Sensibilität der OECD für Verteilungsfragen noch nicht im Länderbericht zur Schweiz niedergeschlagen. Die OECD schlägt einen Ersatz der Einkommenssteuern durch die Mehrwertsteuer vor! Die Begründung: Mehr Arbeitsplätze. "Würde die Besteuerung des Privateinkommens durch die Besteuerung von Waren und Dienstleistungen ersetzt, würde sich dies wachstumsfördernd auswirken."
Doch der Vorschlag ist Unsinn. Erstens müsste die MWSt auf über 25 Prozent erhöht werden. Die tiefen und mittleren Einkommen müssten sehr viel mehr Steuern zahlen. Die hohen hingegen viel weniger. Dazu kommt, dass bei solchen MWSt-Sätzen die Schwarzarbeit steigen würde. Inwiefern es deshalb mehr Arbeitsplätze bzw. Wirtschaftswachstum geben soll, bleibt das Geheimnis der OECD. Denn die hohen Einkommen haben heute schon 100%-Stellen. Bei den tiefen und mittleren Einkommen arbeiten zwar viele unfreiwillig Teilzeit oder sind ganz arbeitslos. Doch wenn diesen noch mehr Geld abgeknöpft wird, läuft es wirtschaftlich eher noch schlechter als heute.
Eine Begründung der OECD in einer anderen Publikation ist, dass die Beschäftigten - wenn es z.B. zu hohe Mindestlöhne gäbe - einen Teil der Einkommenssteuer-Belastung auf die Unternehmen überwälzen würden. Damit seien die Lohnkosten zu hoch. Ohne die Einkommenssteuern würden die Unternehmen dann mehr Leute einstellen. Doch diese Behauptung ist mehr abenteuerlich. Doch selbst wenn sie zutreffen sollte, gilt das sicher nicht für die Schweiz. Denn hierzulande gibt es keinen generellen Mindestlohn - geschweigen denn einen "zu hohen".
Fazit: Auf solch unsinnige externe Beratung kann die Schweiz gerne verzichten. Bitte beim nächsten Besuch bessere Vorschläge machen bzw. das Land ev. etwas genauer anschauen.
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