Studie: Bundesrat zu pessimistisch bei Altersvorsorge 2020
Im Rahmen der „Altersvorsorge 2020“ schlägt der Bundesrat eine Senkung des Mindest-Umwandlungssatzes in der zweiten Säule von 6.8 auf 6 Prozent vor (auf 100 Fr. Vorsorgekapital nur noch 6 statt 6.8 Fr. Rente pro Jahr). Dieser Vorschlag beruht auf der Einschätzung, dass die Renditemöglichkeiten der zweiten Säule mittelfristig nur noch 3.5 bis 4 Prozent betragen würden. Die Begründung für diese Renditeperspektiven ist ausgesprochen dünn – im Vernehmlassungsbericht hat sie auf einer Seite plus einer Grafik Platz. (Link, S. 32). Es wird einzig der Trend des Pictet-BVG93-Indexes über den beliebigen Zeitraum von 1988 bis 2013 geschätzt. Doch mit dieser Methode des Bundesrates kann man alles zeigen. Je nach Schätzzeitraum erhält man konstante Renditen über 5 Prozent (1929 bis 2013) oder sogar einen steigenden Renditetrend (ab 2001) (s. den Blog-Eintrag dazu)aktuell/blog-daniel-lampart/entry/prognostiziert-der-bundesrat-bald-steigende-pensionskassenrenditen/year/2013/month/01/day/11/.
Interessanterweise haben die AKW-Betreiber bei Prof. Zimmermann von der Uni Basel eine Studie zu den Renditeperspektiven einer längerfristigen Anlage in Auftrag gegeben – weil der Bundesrat die heute für den AKW-Stilllegungsfonds unterstellte Rendite von 5 Prozent senken will. Die Ergebnisse des Gutachtens sind bemerkenswert. Im Mittel ist bei einem Portfolio mit 40 Prozent Aktien und 40 Prozent Obligationen eine Realrendite von 3.5 bis 4 Prozent zu erwarten. Das ergibt sich aus Tabelle auf Seite 46 (Realzins 0.5 bis 1 Prozent plus Risikoprämie von rund 3 Prozent). Nimmt man noch die Teuerungsprognose des Bundesrates von 1.5 Prozent dazu (Link, S. 13), so ergeben sich Nominalrenditen von 5 Prozent und mehr. Dann wäre die Senkung des Mindestumwandlungssatzes nicht mehr nötig. Bevor beim Mindestumwandlungssatz daher etwas entschieden wird, soll der Bundesrat die Renditeperspektiven seriös untersuchen.
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