Erwerbslosigkeit: Deutschland droht die Schweiz zu überholen
Nationalkonservative Kreise in der Schweiz missbrauchen die konjunkturpolitische Unentschlossenheit der nördlichen Euroländer dazu, die Wirtschaftsentwicklung in der EU generell schlecht zu reden. Doch in der Eurozone lässt sich gut wirtschaften, wie die Beispiele Baden-Württemberg und Bayern zeigen. Diese haben die Schweiz punkto Erwerbslosigkeit nämlich inzwischen überholt. Im September 2014 (aktuellste Zahlen) hatte die Schweiz eine Erwerbslosenquote gemäss ILO-Standard von 4.9 Prozent. In Baden-Württemberg lag diese im selben Monat bei 4.0 Prozent. In Bayern sogar bei 3.7 Prozent. Wobei die deutsche Arbeitslosenstatistik auch gewisse Erwerbstätige mit geringen Pensen als arbeitslos zählt.
Erwerbslosenquote: Schweiz vs. Baden-Württemberg

Bis Ende der 1990er Jahre war die Erwerbslosigkeit in Baden-Württemberg ungefähr doppelt so hoch wie in unserem Land. Seit der Jahrtausendwende reduzierte sich die Differenz zusehends. Die deutliche Überbewertung des Frankens ab 2010 führte dann zur Wende. 2011 zog Baden-Württemberg mit der Schweiz gleich. Ab 2012 wurde die Schweiz sogar überholt.
Diese Entwicklung droht sich mit der starken Aufwertung des Frankens fortzusetzen. Die Erwerbslosigkeit in der Schweiz wird weiter steigen. In Deutschland dürfte sie hingegen gemäss der neuen Prognose der EU-Kommission nochmals sinken – und zwar auf einen Wert von 4.9 (2015) bzw. 4.8 Prozent (2016). Dass Deutschland eine tiefere Erwerbslosenquote hat als die Schweiz wäre ein völliges Novum. Wären die Nationalkonservativen echte Patrioten, müsste sie das schwer beunruhigen.
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