Konjunkturpessimismus in Deutschland: Unangebracht, schlecht für die Lohnrunde und schlecht für EU-Konjunktur
In den deutschen Medien ist neuerdings wieder die Konjunkturangst präsent. Teilweise ist sogar von Rezessionsgefahr die Rede. Das wieder führt zu Schlagzeilen wie zu Folgender: «GfK-Index massiv eingebrochen“ titelte gestern die Deutsche Tagesschau. Solche Schlagzeilen sind irreführend. Dieser Index stammt aus einer Umfrage, in der Privathaushalte zu Konsumneigung, zu ihren Einkommenserwartungen und den Konjunkturaussichten befragt werden. Das einzige, was stark eingebrochen ist, sind die Konjunkturaussichten. Die übrigen Umfragewerte sind auf sehr hohem Niveau – und gehen nur sehr wenig zurück (Grafik hier auf Seite 3). Offenbar ist das Konsumklima in Deutschland nach wie vor gut – gemäss Umfrage sogar ausgezeichnet. Privathaushalte kümmern sich in der Regel wenig um Konjunkturaussichten. Für den Konsum spielen solche Überlegungen– wenn überhaupt – nur eine verschwindend kleine Rolle. Viel wichtiger ist die Beschäftigungs- und Lohnsituation. Und diese ist angesichts der für Deutschland relativ tiefen Arbeitslosigkeit gar nicht schlecht.
Einer der besten Indikatoren für Deutschland ist die Unternehmensumfrage des ifo-Institutes. Auch hier sind die Umfragewerte zwar etwas zurückgegangen. Doch der Index ist nach wie vor auf beachtlich hohem Niveau – ungefähr auf den Werten des Jahres 2006. Unternehmen machen sich zwar Überlegungen zur Konjunktur. Diese fliessen in die Investitionsentscheide ein. Doch relevanter ist die Lage im Betrieb. Hier zeichnen die Statistiken kein schlechtes Bild. Der Auftragseingang ist gut. Die Produktionskapazitäten konnten im zweiten Quartal etwas besser ausgelastet werden. Die Firmen haben einen Anreiz, die Produktionskapazitäten auszubauen und mehr Personal einzustellen.
Konjunkturerholungen verlaufen nie gerade aufwärts. Sie können immer wieder aufgrund von verschiedenen Ereignissen (Wetter, Stimmungen usw.) vorübergehend etwas abflauen. Aufgrund der aktuellen Datenbasis müssen Rezessionsängste für Deutschland eindeutig als pessimistisch bezeichnet werden.
Für die Lohnrunde sind solche Diskussionen natürlich nicht förderlich. Verängstigte Belegschaften verhandeln weniger gut. Dabei wäre eine substanzielle Lohnerhöhung in Deutschland für die Erholung der gesamten EU-Wirtschaft ein Segen.
- 0 Kommentare Kommentar(e)
Mein Kommentar
Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.


