Digitalisierung und andere Zukunftstrends: Die kapitalen Fehlprognosen der Beratungsfirmen und "Trendforscher"
So genannte Trendforscher haben in der Regel das Glück, dass ihre Behauptungen selten empirisch überprüft werden. Gegenwärtig wird die „Digitalisierung“ gehypt. Es gibt momentan kaum eine Veranstaltung zu Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik, an welcher sie nicht Thema ist.
Vor allem die Unternehmensberater sind sehr aktiv. Verschiedene Publikationen haben relativ beängstigende Prognosen erstellt, wie viele Stellen und Arbeitsplätze verloren gehen würden. Beratungsunternehmen wie Deloitte können damit ihren Firmenkunden neue Beratungsdienstleistungen verkaufen. Die Firma behauptet, dass in der Schweiz durch die Automatisierung rund 48 Prozent der Stellen verloren gehen könnten, wobei sie in Bezug auf den Zeitraum überraschend offen war. Die Medien – allen voran SRF – bliesen diese Prognose dann auf.
Wie falsch solche Szenarien sein können, zeigt des Beispiel des Vorstandssprechers von PWC Deutschland aus dem Jahr 2010. Er behauptete damals: „Assistenzen, SekretärInnen sind vorbei. Sie werden in 5, 6 Jahren durch Avatare ersetzt“. Angesichts der 285‘000 Erwerbstätigen, welche heute in der Schweiz einem Beruf im Bereich kaufmännische Angestellten/Büroberufe nachgehen, eine veritable Fehlprognose (287‘000 im Jahr 2010).
Interessant wäre auch eine Überprüfung der Behauptungen, welche der US-amerikanische Durchlauferhitzer Jeremy Rifkin in die Welt gesetzt hat. Gegenwärtig surft auch er auf der Digitalisierungswelle („Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft“). Mitte der 1990er Jahre veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel „Das Ende der Arbeit“, in welchem er behauptete, dass bis 2020 weltweit nur noch rund 2 Prozent der Berufstätigen in Produktionsberufen der Industrie arbeiten würden. Bereits heute ist klar, dass diese „Prognose“ falsch war. In China alleine arbeiten heute 100 Millionen Menschen in der Industrieproduktion (bei rund 3.3 Mrd. Erwerbstätigen weltweit). In der Schweiz sind heute knapp 3.9 Prozent der Erwerbstätigen in die klassischen Industrieberufen tätig – nach rund 4.6 Prozent im Jahr 1995.
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