Massnahmen gegen den starken Franken - von Singapur lernen?
Die Diskussion über Massnahmen gegen den starken Franken in der Schweiz zeigt vor allem eines: Es gibt hierzulande eine Art Denkverbot. Vorschläge werden als unwirksam abgekanzelt, ohne dass sie überhaupt seriös geprüft wurden. Dass der starke Franken beispielsweise mit einem faktischen Spekulations- und Anlageempfehlungsverbot (Gentlemen's agreement) für die Schweizer Banken vollumfänglich auf ein vernünftiges Niveau von 1.50 Fr./Euro gebracht werden kann, wird niemand behaupten, der die Devisenmärkte einigermassen kennt. Aber die Massnahme wirkt in die richtige Richtung. Um die Probleme mit dem starken Franken in den Griff zu bekommen, bräuchte es deshalb wahrscheinlich ein Bündel von Massnahmen. Doch um das zu wissen, muss man erst sauber evaluieren und wohl auch Massnahmen ausprobieren.
Behauptet wird teilweise, dass eine Abkehr von einem flexiblen Frankenkurs dem Finanzplatz dauerhaften Schaden zufügen könnte. Das ist zu bezweifeln. Singapur - einer der Top-4-Finanzplätze weltweit - hat strenge Devisenmarktregeln (Link). Die Kredite von Banken ausserhalb Singapurs in Singapur-Dollar sind streng reglementiert. Wenn sie 5 Mio. überschreiten, müssen sie über Swap-Geschäfte neutralisiert werden. Haben Singapurbanken den Verdacht, dass die Kredite an Ausländer spekulativen Zwecken (auf den Singapur-Dollar) dienen, so dürfen sie die Kredite nicht gewähren. Der Finanzplatz Singapur floriert trotzdem. Kann die Schweiz von Singapur lernen?
Unsinn ist die Behauptung, dass der starke Franken eine Folge der Euro-Schwäche sei. Der Franken hat sich gegenüber fast allen Währungen aufgewertet. Ein Beispiel: Vor der Krise musste phasenweise 2.50 Fr. pro englisches Pfund bezahlt werden. Gegenwärtig sind es 1.50 Fr./Pfund - vor kurzem waren es sogar weniger als 1.45. Es gäbe viele andere Beispiele. Sie zeigen: Der Franken ist unter massivem spekulativen Druck.
Die jüngsten Vorschläge des SGB zur Bekämpfung der Frankenstärke polarisieren -insbesondere bei Leuten, die zu sehr beeindruckt sind von der internationalen Verflechtung und den gehandelten Volumina auf den Devisenmärkten. Bemerkenswerterweise ist der Autor dieses Blogs in einem Blog des Wallstreet-Journals für den "the worst idea in foreign exchange award" nominiert worden (Link). Danke im Voraus für die Ehre.
Interessanter sind Leute, die die Probleme von exzessiven Bewegungen auf den Finanzmärkten für die Realwirtschaft sehen und Gegenmassnahmen suchen. Solche Leute finden sich bemerkenswerterweise mehr und mehr auch beim Internationalen Währungsfonds. In einem Grundlagenpapier (Link, S. 27) steht Folgendes:
- Es ist nicht klar, ob offene Kapitalmärkte per se optimal sind.
- Falls Überbewertungsgefahr droht, können Interventionen notwendig sein (Akkumulation von Reserven in ausländischer Währung)
- Politiken, die weniger volatile Kapitalströme (Direktinvestitionen) fördern, können wirksam sein. Es sollen z.B. höhere Kapitalanforderungen für Fremdwährungspositionen bei inländischen Banken geprüft werden.
- Wenn alle anderen politischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, können Kapitalverkehrskontrollen sinnvoll sein.
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