Statistiken zur Lohnschere : Wie die Realität von SRF (Eco) u.a. vertuscht wird
Weil die 1:12-Initiative zur Abstimmung kommt, diskutiert die Schweiz intensiv über die Entwicklung der Einkommensverteilung im Land. Das ist positiv. Die direkte Demokratie führt nicht zur einem besseren Einbezug der Bevölkerung in die politischen Entscheidungen, sondern sie hat auch einen Bildungs- und Aufklärungseffekt. Negativ ist allerdings, dass die Berichterstattung in den Medien teilweise tendenziöse Züge hat. So hat beispielsweise das Deutschschweizer Fernsehen in der Sendung Eco Anfang Oktober behauptet, dass sich in der Schweiz keine Einkommensschere geöffnet hat. Das ist nachweislich falsch. Ähnliches berichtete auch die so genannte Qualitätszeitung NZZ. Die reale Situation wird dadurch vertuscht. In der Schweiz ging eine Lohn- und Einkommensschere auf. Das zeigen die besten verfügbaren Statistiken.
Die Vertuscher der Realität stützen sich auf die so genannte Haushaltsbudget-Erhebung des Bundesamtes für Statistik BFS. Diese Statistik eignet sich aus verschiedenen Gründen nicht zur Untersuchung der Lohn- und Einkommensschere. Erstens umfasst sie nur rund 2500 der rund 3 Mio. Schweizer Haushalte – also weniger als 1 Promille. Zweitens werden aus dieser Statistik die "Extremwerte" bei den Einkommen entfernt. Drittens handelt es sich dabei um Haushaltseinkommen. Wenn ein schlecht verdienender Haushalt sein Arbeitspensum erhöht, damit das Geld zum Leben reicht, zeigt diese Statistik paradoxerweise, dass die Einkommensverteilung ausgeglichener geworden ist. Oft wird aus dieser Statistik ein so genannter Gini-Index gerechnet. Ist der Index gleich eins, sind die Einkommen völlig ungleich verteilt. Ist er null, herrscht Gleichheit. Über die letzten Jahre ist der Gini-Index aus dieser Statistik leicht gesunken. Die Einkommen wären somit weniger ungleich verteilt.
Um ein seriöses Bild der Lohnverteilung im Land zu erhalten, braucht es deshalb eine andere Statistik wie beispielsweise die Lohnstrukturerhebung des BFS. Diese beinhaltet mehr als eine Million Lohndaten und ist dementsprechend aussagekräftiger. Mit dieser Statistik zeigt sich nun ein völlig anderes Bild. Vergleicht man beispielsweise den mittleren Schweizer Lohn mit den obersten 5 Prozent der Löhne (=5 Prozent der Beschäftigten haben einen höheren Lohn), dann ist die Lohnschere klar erkennbar. Die oberen Löhne sind spürbar stärker gestiegen. 1998 war das Verhältnis 2.05:1. 2010 lag es bei 2.26:1. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch, wenn man die obersten 10 Prozent nimmt. Es handelt sich also nicht um Einzelfälle. 5 Prozent der Beschäftigten entsprechen rund 200‘000 Personen, 10 Prozent sind 400'000!

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