Teuerung in der Schweiz von Sonderfaktoren geprägt - Zinserhöhung wäre schlimm für die Exportwirtschaft
Obwohl keine Teuerungsgefahr besteht, hat die EZB nun also die Zinsen erhöht. Die Teuerung in der Euro-Zone ist zu einem grossen Teil die Folge der höheren Ölpreise (Teuerungsbeitrag der Ölpreise im März 1.3 Prozentpunkte) sowie der Sparmassnahmen der Staaten (höhere Preise im Service Public sowie Mehrwertsteuersätze) (s. dazu den Blog-Beitrag vom 3. Februar 2011). Die Arbeitslosigkeit ist nach wie vor sehr hoch. Die Löhne steigen kaum bzw. deutlich schwächer als die Produktivität. Die Euro-Zone steckt nach wie vor tief in der Rezession. Unter solchen Bedingungen kann keine Inflation entstehen. Denn Inflation gibt es nur, wenn die Unternehmen die Preise erhöhen können. Und das ist in einer Rezession alles andere als der Fall.
Gemäss den Internet-Berichten von heute erwarten offenbar zahlreiche Ökonomen ebenfalls eine Zinserhöhung der Nationalbank. Das wäre mindestens ebenso ein Fehler wie diejenige der EZB. Auch in der Schweiz herrscht keine Teuerungsgefahr. Klammert man die Ölpreise aus, erhöhten sich die Konsumentenpreise im März gegenüber dem Vorjahr um 0.5 Prozent. Doch diese 0.5 Prozent sind fast ausschliesslich die Folge einer statistischen Verzerrung. Erstmals erhebt das BFS im März 2011 Bekleidungspreise auf Monatsbasis. Dies war vorher nur vierteljährlich der Fall (Beginn jeweils im Januar). Das bedeutet, dass die Preise der aktuellen Frühlingskollektion mit den Ausverkaufspreisen im Winter verglichen werden. Diese Verzerrung führt dazu, dass die Bekleidungspreise im März in der Preisstatistik um fast 15 Prozent gestiegen sind. Das bei einem Anteil am gesamten Warenkorb von etwas mehr als 4 Prozent. Die Teuerung ist im März somit um rund 0.5 Prozentpunkte zu hoch ausgewiesen. Dazu kommt die Mehrwertsteuererhöhung um 0.4 Prozentpunkte Anfang Jahr. Ohne diese Sonderfaktoren wäre die Teuerung daher sogar unter null.
Das ist kein Wunder, denn der starke Franken führt zu einem Druck auf die Preise. Und die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit dämpft allfälligen Lohnauftrieb. Würde die Nationalbank die Zinsen erhöhen, würde sie diese Faktoren verstärken. Das würde die bereits heute inexistente Teuerung zusätzlich drücken.
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