Übles Lohndumping bei Kontingenten und Saisonnierstatut - Ergebnisse von Studien
Verschiedene Medienschaffende haben in den letzten Tagen angerufen und gefragt, ob nun mit der Einführung der Kontingente der Lohnschutz durch die Flankierenden Massnahmen nicht überflüssig würde. Diese Frage beruht auf mehreren Missverständnissen. Das grösste Missverständnis ist, dass Kontingente Missbräuche bei der Anstellung von ausländischen Arbeitskräften durch Schweizer Arbeitgeber verhindern würden. Kontingente legen nur die maximale Zahl ausländischer Arbeitskräfte fest, welche in einem Jahr von Schweizer Arbeitgebern eingestellt werden können. Sonst gar nichts. Gäbe man dem Bau 20‘000 Kontingente ohne Auflagen, könnten die Baumeister theoretisch 20‘000 Chinesen zu Billiglöhnen einstellen.
Das Kontingentssystem vor der Personenfreizügigkeit versuchte das zu verhindern, indem die Schweizer Arbeitgeber bei der Bewilligungsvergabe den Lohn angeben mussten, den sie der ausländischen Arbeitskraft bezahlen werden. Theoretisch hat das kantonale Migrationsamt dann überprüft, ob der Lohn den üblichen Schweizer Löhnen entspricht. Wenn nein, hätte der Lohn angepasst werden müssen. Was der Arbeitgeber dann dem ausländischen Arbeiter effektiv bezahlt hat, wurde hingegen nicht überprüft. Denn es gab im Gegensatz zu heute keine Kontrollen vor Ort. Ebenfalls kaum vor Ort kontrolliert wurde, ob die ausländischen Arbeiter überhaupt eine Bewilligung haben. Schwarzarbeit war nicht selten. So ein System kann nicht funktionieren.
Es ist deshalb kein Wunder, dass die Statistiker in der Zeit vor Einführung der Personenfreizügigkeit Lohndumping in gröberem Ausmass gefunden haben. Ein Saisonnier verdiente Mitte der 1990er Jahre für die gleiche Arbeit 13.6 Prozent weniger als eineE SchweizerIn (s. Link, S. 49)! Doch nicht nur die betroffenen Saisonniers wurden um ihren Lohn geprellt. Sondern auch die InländerInnen waren negativ betroffen. Denn wenn die Arbeitgeber den Saisonniers ungehindert schlechtere Löhne zahlen können, kommen auch die Löhne der InländerInnen unter Druck. Wenn sie die Löhne nicht akzeptieren, holt der Arbeitgeber einen „billigeren Ausländer“. Legal – oder schwarz. Das ist Lohndruck. Das ist Verdrängung von inländischen Arbeitskräften.
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