Troika-Reformen wirken nicht: IMF-eigene Studie kann keinen Zusammenhang zwischen höherer Produktivität und schlechterem Arbeitnehmerschutz nachweisen
Wo der Internationale Währungsfonds IMF oder die „Troika“ in Europa einfahren, kommt der Arbeitnehmerschutz unter Druck. Diese Institutionen verlangen einen Abbau von Schutzmassnahmen, damit sie ihre Kredite sprechen. Die Begründung: Die so genannten „Reformen“ stärken die Wirtschaftskraft in den betroffenen Ländern und führen zu höheren Einkommen. Obwohl es in der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung nur so von Studien (auch von der OECD u.a.) wimmelt, die das in Frage stellen, hielten diese Institutionen an ihren simplen Rezepten fest. Interessanterweise hat der IMF nun selber die Auswirkungen eines schlechteren Arbeitnehmerschutzes auf die Produktivität und somit auf das Einkommenspotenzial untersucht. Der Befund ist für die Organisation niederschmetternd: So genannte Arbeitsmarktreformen haben mittelfristig gar keine Wirkung auf die Produktivität. Kurzfristig ist ein Effekt feststellbar – doch der ist negativ (S. 106). Die Autoren der Studie sind angesichts dieser Befunde etwas ratlos und rätseln nun an den Daten herum. Vielleicht seien die verwendeten Indikatoren für den Arbeitnehmerschutz zu wenig genau. Dabei haben sie nur herausgefunden, was schon viele andere bemerkt haben. Ein Abbau des Arbeitnehmerschutzes führt nicht einfach zu höherer Produktivität.
Bisher gab das in der Oeffentlichkeit leider noch kaum Diskussionen über diesen Befund. Doch wie soll eine Organisation wie der IMF einen schlechteren Arbeitnehmerschutz durchsetzen, wenn er nicht mal selber daran glaubt?
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