IMF-Chefökonom Blanchard überrascht mit unorthodoxen Empfehlungen
Olivier Blanchard, der Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, ist ein eigenständiger Denker. Dass er es ist, der aus einer zentralen Position zentrale Grundsätze der Geld- und Konjunkturpolitik infrage stellt, ist kein Wunder, aber doch eine positive Überraschung (Link).
- Anstelle von Preisstabilität bzw. Inflationszielen von 2 Prozent sollen Nationalbanken künftig ein Ziel von 4 Prozent avisieren. Das hätte den Vorteil, dass in Krisen mehr Handlungsspielraum für Zinssenkungen besteht. Nachteil: Es sind Konjunktursituationen denkbar, in welchen ein höheres Inflationsziel es schwieriger Macht, einen Anstieg der Inflation zu bekämpfen. Blanchard empfiehlt deshalb, den Kosten und den Nutzen eines höheren Inflationsziels zu prüfen. Das sollte die Schweiz auch tun.
- Starke Wechselkursschwankungen können in kleinen, offenen Volkswirtschaften wie der Schweiz dauerhaften Schaden anrichten. Z.B. kann eine starke, längere Aufwertung wettbewerbsfähige Teile der Exportwirtschaft in den Konkurs treiben. Darum sollten die Nationalbanken in kleinen, offenen Volkswirtschaften auch den Wechselkurs stabilisieren. Das wäre gerade jetzt in einer Aufwertungsphase des Euro gegenüber dem Franken wichtig.
Da der Beitrag von Blanchard bzw. aus der IWF-Forschungsabteilung kommt, wird er nicht so rasch wieder verschwinden, sondern in der Diskussion über die Geld- und Konjunkturpolitik eine Rolle spielen. Man kann gespannt sein.
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