Eurokrise: Mit Lohnsenkungen noch tiefer ins Elend - Evidenz aus einem Vergleich der deutschen Bundesländer
Die «Troika» aus IWF, EZB und EU-Kommission verlangt von den Krisenländern in der Eurozone Lohnzurückhaltung oder Lohnkürzungen, um die Arbeitslosigkeit zu senken (s. z.B. den Bericht der EU-Kommission). Dass solche Massnahmen bei einer Überschuldung des Privatsektors die Krise verschärfen, wurde schon oft gesagt. Allerdings mit wenig Erfolg. Exemplarisch zeigt das das Beispiel Spaniens, wo die Lohnstückkosten relativ zur Eurozone seit 2011 um rund 10 Prozent gesunken sind, die Arbeitslosigkeit aber dennoch steigt.
Zur Abwechslung kann man sich einmal die Situation in Deutschland anschauen. Die tiefsten Löhne Deutschlands werden in den „neuen“ Bundesländern bezahlt. Die mittleren Stundenlöhne in Mecklenburg-Vorpommern betragen nur rund drei Viertel der Stundenlöhne in Baden-Württemberg. Die Arbeitslosenquote ist hingegen rund doppelt so hoch. Eine ökonometrische Schätzung versucht die unterschiedlichen Lohnniveaus in Deutschland zu erklären. Diese zeigt, dass die Branchenstruktur sowie die Spezialisierung auf einzelne Branchen in den Bundesländern ausschlaggebend sind. Der Zusammenhang zwischen Löhnen und Arbeitslosigkeit ist hingegen völlig instabil. Je nach Spezifikation der Schätzung ist er einmal positiv, einmal negativ.
Die Ideologen der Troika haben bisher keine brauchbare Studie geliefert, welche die ökonomische Wirksamkeit ihrer Vorschläge belegt. Umgekehrt gibt es viel Evidenz dafür, dass der Druck auf die Löhne die Güternachfrage in den Krisenländern beeinträchtigt und die Schuldenspirale in diesen Ländern weiter antreibt. Je schlechter die Absatz- und Lohnsituation, desto schwieriger wird es für die betroffenen Haushalte und Unternehmen, die Zinsen auf ihre Kredite zu bezahlen. Die Ausfälle steigen. Und die Banken vergeben weitere Kredite mit noch mehr Zurückhaltung.
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