(Un-)Christliche Anti-Sozialpartner in der Schweiz - in Österreich haben sie GAV
Die Chefs der Kleider- und Schuhgeschäfte in der Schweiz weigern sich hartnäckig, einen Gesamtarbeitsvertrag abzuschliessen. Die Antworten auf gewerkschaftliche Anfragen sind teilweise sogar zynisch: „Für Arbeitnehmerfragen haben wir die Personalabteilung.“ Der Bundesrat sprach in der Botschaft zur Mindestlohninitiative davon, dass die Sozialpartnerschaft hierzulande „gut funktionieren“ würde. In der Realität wimmelt es von Anti-Sozialpartnern – auch in Bereichen, in denen die Arbeitsbedingungen prekär sind. Im Verkauf mit Kleidern und Schuhen verdienen viele VerkäuferInnen weniger als 4000 Fr./Mt. – selbst wenn sie eine Lehre gemacht haben.
Grotesk ist, dass diese Anti-Sozialpartner in Österreich nicht nur Gesamtarbeitsverträgen unterstellt sind, sondern in ihren Stellenausschreibungen direkt auf die entsprechenden Arbeitsbedingungen verweisen. Hier ein Beispiel von C&A („KV“ = Kollektivvertrag). Während die Firma in St. Gallen aktiv gegen GAV kämpft, sind die Angestellten im Vorarlberg automatisch dem Kollektivvertrag unterstellt. Österreich ist punkto GAV-Abdeckung viel weiter als die Schweiz. Nahezu alle ArbeitnehmerInnen unterstehen einem GAV. In der Schweiz sind es nur rund die Hälfte.
Die Besitzer dieser Kleider- und Schuhketten sind zu einem grossen Teil reiche Familien mit einem ausgeprägten christlichen Hintergrund. Beispiele sind die Familie Brenninkmeijer (C&A) oder Deichmann (Dosenbach) mit Milliardenvermögen. Der Chef von Dosenbach, Heinrich Deichmann, lässt sich in einem Portrait in der Zeitung Welt sogar mit folgenden Worten zitieren: „Ausbeutung darf nicht sein“http://www.welt.de/wirtschaft/article7043024/Diese-Unternehmer-finden-Profite-nicht-gottlos.html.
Wenn die Chefs Milliarden haben und das Personal mit Lohn Mühe hat, finanziell über die Runden zu kommen, dürfte das die Definition von Ausbeutung erfüllen. Doch ob christlich oder nicht. GAVs mit guten Mindestlöhnen sind im Schweizer Detailhandel überfällig.
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