Lohnschere: Die Schweiz im internationalen Vergleich
In der Diskussion über die Lohnschere wird teilweise darauf hingewiesen, dass die Schweiz im internationalen Vergleich gut dasteht (z.B. in der NZZ). Tatsächlich zeigen die verfügbaren Statistiken (z.B. der OECD), dass die Differenz zwischen den hohen und den tiefen Löhnen in anderen Ländern wesentlich grösser ist.

Die Frage ist aber: Ist das, weil die höchsten Löhne in der Schweiz im Verhältnis zu den übrigen Löhnen weniger hoch sind? Oder sind die tiefen Löhne im Vergleich zu den übrigen weniger schlecht?
Die OECD-Statistiken erlauben eine Klärung dieser Fragen. Tatsächlich gehört die Schweiz zu denjenigen Ländern mit einem relativ geringen Abstand zwischen den mittleren und den tiefsten Löhnen. Einerseits dürfte das die Realität spiegeln, dass die gewerkschaftliche Arbeit gegen Tieflöhne in der Schweiz Früchte trägt. Andererseits dürften aber auch statistische Besonderheiten das Resultat verzerren. Junge Erwachsene beginnen in der Schweiz ihr Berufsleben im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern meist mit einer Lehre. Sie sind in dieser Statistik nicht enthalten. In den übrigen Ländern steigen junge Erwachsene hingegen oft mit einem Tieflohnjob ein. Diese sind in der Statistik berücksichtigt.

Schaut man das Verhältnis der obersten 10% zu den mittleren Löhnen an, schneidet die Schweiz hingegen schlechter ab. Hier ist das Land nicht mehr weit vom OECD-Mittel entfernt. Dass die Schweiz in der Grafik nicht noch weiter rechts liegt, kann ev. am generell höheren Lohnniveau der Schweiz liegen. Der Anteil der international mobilen Arbeitskräfte kann bei den obersten 10% höher sein als beim mittleren Segment. So wäre es möglich, dass bei den obersten 10% internationale Faktoren und somit der „internationale Durchschnitt“ bei der Lohnbildung eine grössere Rolle spielen als bei den übrigen Löhnen. Dann könnte ein solches Ergebnis zustande kommen, doch das wäre genauer zu untersuchen.

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