BFS-Armutsbericht: Sehr viele Erwerbstätige in finanziellen Schwierigkeiten
Gemäss der heute veröffentlichten Armutsstatistik des BFS gab es 2010 weniger Arme, die eine Erwerbstätigkeit ausüben, als 2008. Das ist eine der Hauptbotschaften des Berichtes. Doch von dieser Aussage darf man sich nicht irreführen lassen. Die Schweizer Erwerbstätigen haben besorgniserregende Einkommensprobleme.
Die Armutsgrenze im Bericht extrem tief angesetzt. Für einen Einpersonenhaushalt liegt sie bei einem Monatseinkommen von 2200 Fr. Für eine vierköpfige Familie sie bei 4000 Fr. Wer so wenig Geld zur Verfügung hat, ist nicht nur arm dran, sondern sehr arm.
Dass diese Armut die Spitze des Eisbergs ist, wird aufgrund von anderen Statistiken klar. Rund 18 Prozent der Erwerbstätigen kommen in finanzielle Probleme, wenn eine unvorhergesehene Ausgabe von 2000 Fr. auf sie zukommt (S. 48). Bei 4 Mio. Erwerbstätigen in der Schweiz entspricht das ungefähr 700‘000 Betroffenen. Etwas über ein Drittel kann nichts sparen, sondern gibt gleich aus, was er verdient. Gegen 10 Prozent bekunden Mühe, mit dem Geld über die Runden zu kommen. Etwas über 5 Prozent verbrauchen Reserven oder müssen sich verschulden.
Angesichts der Lohnentwicklung in den letzten Jahren kann das leider nicht überraschen. Zwischen 2004 und 2010 ist sogar der mittlere Lohn eine Person mit Berufslehre leicht gesunken. Gestiegen die hohen und höchsten Löhne. Fazit aus dem BFS-Bericht: Einkommens- und verteilungspolitisch hat die Schweiz beträchtlichen Handlungsbedarf.
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