Temporärarbeit: Schlechtes Zeugnis durch die OECD
Die Schweiz hat im internationalen Vergleich leider einen relativ hohen Anteil an Berufstätigen, die temporär arbeiten. Der Temporärbüro-Verband schätzt den Anteil auf 2.2 Prozent (2013, Vollzeitäquivalente). Nimmt man die Einsatzstunden, so beträgt der Anteil sogar 2.3 Prozent (2013). Tendenz in den letzten Jahren steigend.
Im neusten Employment Outlook evaluierte die OECD die Temporärarbeit und kam zu einem ziemlich negativen Ergebnis (S. 141ff). In den meisten der untersuchten Länder, hatten Temporärarbeitende weniger Lohn als Festangestellte. Ihre Aus- und Weiterbildungschancen sind schlechter. Deshalb, so die OECD, ist es auch fraglich, ob die Temporärarbeit ein Sprungbrett in eine Festanstellung sei, wie oft behauptet wird. Temporärarbeitende können in ihren befristeten Anstellungen gefangen sein und nur schwer mehr herausfinden. Das steht in Kontrast zur Praxis in gewissen RAV, welche aktiv mit Temporärbüros zusammenarbeiten (z.B. Zwischenverdienst). Vermittlungen an Temporärbüros können kontraproduktiv sein. Wenig überraschend ist die Temporärarbeit bei den Betroffenen relativ wenig attraktiv. Gemäss OECD-Erhebung arbeiten über 60 Prozent der Temporärarbeitskräfte nur deshalb bei einem Temporärbüro, weil sie keine Festanstellung gefunden haben.
Seit einigen Jahren hat die Schweiz einen GAV in der Temporärbranche. Dieser GAV sieht auch Weiterbildungen vor. Gemäss Website wurden seit „6‘000 Weiterbildungsgesuche im Wert von 11 Millionen Franken gutgesprochen“ (auf rund 300‘000 Temporärarbeitende/Jahr). Inwiefern das die Jobchancen der Temporärarbeitenden signifikant verbessert hat, ist noch zu untersuchen. Die Mindestlöhne sind tief. Für Zürich beträgt der unterste Mindestlohn für Hilfsarbeitskräfte 3200 Fr./Mt. (x13). Der GAV war sicher ein erster Schritt in die richtige Richtung. Doch weitere, grössere müssen folgen.
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