Bundespolitik im Dienst der Aktionäre
Dass auch in der Schweiz eine Einkommensschere aufgegangen ist, dürfte mittlerweile unbestritten sein. Doch die politischen Konsequenzen lassen weiterhin auf sich warten. Im Gegenteil: Mit dem Kapitaleinlageprinzip (Unternehmenssteuerreform II) ging ein weiteres kapitales Steuerschlupfloch für hohe Einkommen auf. Wie in diesem Blog bereits geschrieben, sind die Aktionäre mehrheitlich vermögende, einkommensstarke Personen. 2011 wurden von den kotierten Schweizer Firmen etwas mehr als 11 Mrd. Fr. steuerfrei ausgeschüttet. Das vor dem Hintergrund einer über die letzten 20 Jahre bereits starken Zunahme der Dividendenausschüttungen. 1990 lag die Summe der von SPI-Firmen ausgeschütteten Dividenden (inkl. Aktienrückkäufe) bei knapp 6 Mrd. Fr. Im vergangenen Jahr waren es gemäss der Bank Vontobel über 40 Mrd. Fr.
Verteilungspolitisch gesehen ist die Stärkung der Aktionärsrechte bei der Festlegung der Managergehälter somit bizarr. Das Problem sind die Löhne der Angestellten, die nicht im Kader sind. Die Löhne von Arbeitnehmenden mit Lehre gingen nach Abzug der Teuerung zwischen 2002 und 2010 sogar zurück. Gleichzeitig wurde durch die in diesem Zeitraum stark steigenden Krankenkassenprämien weiter Kaufkraft weggefressen. Die Prämienverbilligungen sind hingegen kaum gestiegen. Mittelschichtshaushalte erhalten in der Regel gar keine Entlastung.
Wollte der Bund die tatsächlichen Verteilungsprobleme lösen, müsste er die Prioritäten anders setzen. Die Stärkung der Aktionärsrechte ist falsch. Und die vollständige steuerfreie Ausschüttung der Kapitaleinlagen sogar ein Skandal. Es drohen Ausfälle von 25 Mrd. Fr. Die Normalverdienenden könnten dieses Geld gut gebrauchen. Die Aktionäre brauchen es nicht.
- 0 Kommentare Kommentar(e)
Mein Kommentar
Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.


