Eurokrise: Zu einem beträchtlichen Teil eine Immobilien- und Baukrise
Die Eurozone findet nach wie vor nur sehr langsam aus der Krise. Angesichts der Wirtschaftspolitik, die gemacht wird, ist das leider wenig überraschend. Der Beginn der Krise hatte in den einzelnen Staaten verschiedene Ursachen. Die Sparpolitik hat mittlerweile jedoch dazu geführt, dass die gesamte Region unter Kaufkraftmangel leidet. Wirtschaftsliberale Ökonomen predigen nach wie vor, dass der Arbeitnehmerschutz verschlechtert werden muss. Sie sagen dem „Reformen“. Doch das Beispiel Spaniens zeigt: Das ist nicht die Lösung des Problems. Im Gegenteil dürfte es die Probleme verstärken.
Die Krise in Spanien ist eine ganz simple, aber schwere Immobilien- oder Baukrise. Im Bauboom vor der Krise stieg die Beschäftigung in der Bauwirtschaft sehr stark an. Im Höhepunkt vor der Krise im Jahr 2007 waren mehr als 13 Prozent der Beschäftigten in der Bauwirtschaft tätig. Das waren fast doppelt so viel wie beispielsweise in Deutschland (rund 6.8 Prozent). Dann brach die Baukonjunktur ein. Die Immobilienpreise fielen. Bauprojekte wurden gestoppt. Die Bautätigkeit ging sehr stark zurück. Bis 2013 gingen im Spanischen Bau fast 1.7 Millionen Arbeitsplätze verloren. Das ist ungefähr die Hälfte aller Arbeitsplätze, die in Spanien in dieser Zeit verschwunden sind. Obwohl der Bau nur rund ein Zehntel der Gesamtbeschäftigung ausmachte. Mittlerweile arbeiten in Spanien noch rund sechs Prozent im Bau. Das ist etwas weniger als der Anteil in Deutschland (6.8 Prozent) oder in der Schweiz (6.5 Prozent).
Baukrisen sind sehr hartnäckige Krisen. Das musste auch die Schweiz in den 1990er Jahren erfahren. Wenn die Immobilienpreise fallen und die Gebäude leer stehen, finden sich weniger Investoren und Haushalte, die bauen oder umbauen. Viele sind verschuldet und müssen Konkurs anmelden. Bis sich das korrigiert, vergeht viel Zeit. Damit die Bauarbeiter in anderen Branchen Arbeit finden, muss es nicht nur neue offene Stellen geben, sondern sie müssen sich auch umschulen können. Das wäre der Ausweg aus der spanischen Krise: Stärkung der Kaufkraft, der wirtschaftlichen Nachfrage und der Aus- und Weiterbildung.
Bau: Anteil an der Gesamtbeschäftigung

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