Warum sich der Franken und nicht die norwegische Krone aufgewertet hat
Die offizielle Standarderklärung für die Frankenstärke ist, dass
die internationalen Anleger in den Franken flüchten würden, weil die anderen Währungen – namentlich der Euro und der Dollar -- als unsicher anschauen würden. Doch mit guten Gründen könnten sie auch norwegische Krone NOK kaufen. Norwegen bietet im Gegensatz zur Schweiz neben der eigenen Währung noch die „Stabilitätsvorteile“
eines vergleichsweise wenig bedeutenden Bankensektors und einem Staat, der klar nettovermögend ist. Aber bemerkenswerterweise hat sich die NOK nur Ende 2008 vorübergehend gegenüber dem Euro aufgewertet. Mittlerweile befindet sie sich wieder auf der Höhe des historischen Durchschnitts (Link).
Offenbar gibt es schweizspezifische Faktoren, die bei der sehr
starken Aufwertung des Frankens eine Rolle spielen. Interessant ist eine Studie der Bank Nomura, die zeigt, dass der Franken vor allem zu den europäischen Handelszeiten aufgewertet hat, während er ausserhalb dieser Handelszeiten schwächer wurde (Link, Grafiken 1 und 2). Vor der Finanzkrise war das umgekehrt, wie eine Studie der Schweizerischen Nationalbank für den Franken-/Dollar-Kurs zeigt (Link). Zu den lokalen Handelszeiten wertete sich der Franken ab – ausserhalb legte er
zu. Das wird u.a. damit erklärt, dass die Anleger ein besonderes Interesse haben, international zu diversifizieren. Sie wollen eher Fremdwährungen als die eigene Währung kaufen. Die Bank Nomura sieht die Erklärung für diese neue Entwicklung in den Bilanzen der Schweizer Banken – namentlich der Grossbanken. Die Bilanzen sind geschrumpft. Doch der Frankenanteil in den Bilanzen ist deutlich gestiegen (Grafik 6). Dass der Franken in den Bilanzen mehr Gewicht hat, ist nicht nur auf die Aufwertung zurückzuführen, sondern gemäss Nomura rund zur Hälfte auf
das Verhalten der Banken. Sie haben vermehrt Anlagen in Fremdwährung verkauft. Ein Teil der Frankenstärke ist hausgemacht bzw. durch die Banken verursacht.
Eine weitere Erklärung ist, dass der Franken lange eine „Funding
currency“ war. Eine „Funding currency“ ist eine Währung, in welcher sich
Anleger verschulden, um das Geld in einer anderen Währung anzulegen. Eine Währung eignet sich dann als Funding currency, wenn sie tiefe Zinsen hat und stabil ist. Drohen Verluste in den Fremdwährungsanlagen, verkaufen die Investoren ihre Aktiven und begleichen ihre in Franken aufgenommenen Kredite. Das führt dazu, dass sich funding currencies
in Krisenzeiten tendenziell aufwerten. Das dürfte ein Faktor bei der
Frankenaufwertung sein (s. dazu auch die Analyse der Jyskebank, Link)
In letzter Zeit hat der Franken offenbar als Funding currency an Bedeutung verloren. Gemäss einer Analyse von Bloomberg haben die Nationalbankinterventionen dazu beigetragen (Link). Relevant wird aber auch sein, dass die Volatilität des Frankens stark zugenommen hat. Gemäss FT vom 4. Juli ist das Pfund als Funding currency an Attraktivität
gewonnen (Link).
Der Blog macht nun Sommerpause und meldet sich im August wieder.
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