Im europäischen Vergleich miserable Beschäftigungsbilanz der Schweiz - ein "Wirtschaftsversagen"?
Vergleicht man die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der Schweiz mit anderen Ländern in Europa, ergibt sich ein besorgniserregendes Bild. Während in den OECD-Ländern Europas insgesamt die Arbeitslosenquote von 1998 bis 2008 um 1.6 Prozentpunkte abgenommen hat, konnte die Schweiz die Arbeitslosigkeit nicht reduzieren.Vergleicht man die Entwicklung seit Anfang der 1990er Jahre, ist das Bild noch düsterer. Während einige Länder wie Dänemark ihre Arbeitslosenquoten mehr als halbieren konnten, nahm die Arbeitslosigkeit in der Schweiz zu. Dementsprechend ist die Schweiz in Sachen Arbeitslosigkeit nicht mehr top, sondern hinter Norwegen, Niederlande und Dänemark zurückgefallen.
Noch schlimmer steht es in Bezug auf IV-Fälle. Die Schweiz nach Griechenland ist das europäische OECD-Land, in welchem der Anteil der IV-RentnerInnen am Total der Personen im erwerbsfähigen Alter seit Mitte der 1990er Jahre am stärksten zugenommen hat (Link, Tabelle "Data Fig 2"). Er hat sich fast verdoppelt. Seit 1990 ist die Zahl der IV-RentnerInnen um 130'000 gestiegen.
Seit 1994 wurden rund 400'000 Arbeitslose ausgesteuert (Link, S. 24). Die Sozialhilfequote stieg dementsprechend von 1.3 Prozent (1990) auf 3.1 Prozent (2007). Das entspricht einer Zunahme um fast 150'000 SozialhilfeempfängerInnen.
Das schlechte Abschneiden der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern zeigt, dass die massiv gestiegenen Probleme auf dem Arbeitsmarkt nicht durch globale Faktoren verursacht, sondern selbstverschuldet ist. Eine Ursache ist die rezessionsverstärkende Konjunkturpolitik (Geld- und Finanzpolitik) der 1990er Jahre. Eine andere Ursache dürfte hingegen sein, dass sich die Unternehmen aus der sozialen Verantwortung geschlichen haben. Um mehr Profit zu machen, versuchen sie, aus ihrem Personal möglichst viel herauszupressen. Die schwächeren Mitglieder der Belegschaften sind so auf der Strecke geblieben. Symptomatisch ist eine Präsentation von Swisslife: Um ein so genannter "Performer" zu sein, muss man eine Leistung von 100 bis 130 Prozent bringen (Link). Dieser Rückzug aus der sozialen Verantwortung bedeutet eine Auslagerung der Kosten von den Firmen auf die Allgemeinheit. Oder umgekehrt: Indem sie die sozialen Folgekosten der Rationalisierung in den Firmen tragen muss, subventioniert die Allgemeinheit die Aktionäre der Firmen, die ihrerseits eine höhere Rendite einstreichen. Dem "Politikversagen" in der Konjunkturpolitik der 1990er Jahre steht so gesehen ein "Wirtschaftsversagen" in ähnlicher Grössenordnung gegenüber.
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