Ältere Arbeitnehmende in der Informatik: Besorgniserregende Arbeitslosigkeit erfordert Massnahmen
Die Informatik-Branche gilt auf dem Stellenmarkt als attraktiv und überdurchschnittlich gut bezahlt. Das mag für Jüngere stimmen. Beim „älteren“ Informatikpersonal präsentiert sich die Situation leider wesentlich ungünstiger.
Eine Studie von Econlab zeigt, dass die Arbeitslosenquote bereits bei den über 45-jährigen grösser ist als im Schweizer Durchschnitt (s. Grafik unten). Besonders ab dem Alter 55 wird es problematisch. Hier ist die Arbeitslosenquote fast ein Drittel über dem Schweizer Mittel. Die Arbeitslosigkeit in der Branche ist in den letzten Jahren gestiegen. Trotzdem haben die Schweizer Firmen verstärkt Informatiker aus dem Ausland in die Schweiz geholt, statt das Personal hierzulande zu beschäftigen. Das stellten vor kurzem auch die kantonalen Arbeitsämter einiger Deutschschweizer Kantone fest (Amosa-Studie): „Auf der Berufsebene stehen insbesondere für den Beruf Informatiker/Analytiker mit sieben Stellensuchenden pro Stelle eine grosse Menge an potenziellen qualifizierten und berufserfahrenen Kandidatinnen und Kandidaten zur Verfügung“. Offensichtlich gibt es in der Branche eine Altersdiskriminierung.
Seit Anfang der 2000er Jahre hat sich der Anteil der Beschäftigten mit Tertiärabschluss (Hochschule oder höhere Berufsbildung) in der Branche fast verdoppelt. Unter den Arbeitslosen und Stellensuchenden sind hingegen gemäss Amosa diejenigen mit einer Lehre oder Matur als höchstem Abschluss übervertreten. Neben der Altersdiskriminierung scheint es ein Bildungsproblem zu geben. Die Branche stellt oder stellte junge Quereinsteiger ein, sorgte aber zu wenig dafür, dass sich diese Aus- und Weiterbilden. Angesichts des raschen technischen Wandels ist das aber unabdingbar.
Die Branche hat keinen Gesamtarbeitsvertrag, weil die Arbeitgeber bisher keinen wollten. Anders als in anderen Branchen ist daher eine branchenübergreifende Lösungssuche im Rahmen eines GAV nicht möglich.

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