Seco-Studie zu Löhnen und Einwanderung: Versteckter Lohndruck
Die heute vom Seco publizierte Studie zu den Auswirkungen der Zuwanderung auf die Löhne sollte eigentlich die Löhne bei Neueinstellungen untersuchen. So war der Auftrag. Die Studie sollte eine Zweitmeinung zur Studie von Prof. Henneberger sein, der bei Neueinstellungen Lohndruck feststellte. Die Löhne bei Neueinstellungen sind besonders sensibel. Denn hier kann ein Arbeitgeber einem Stellennachfolger einen tieferen Lohn als dem Vorgänger zahlen. Will er hingegen bei einer laufenden Anstellung den Lohn senken, muss er dem Arbeitnehmenden den Arbeitsvertrag kündigen (Änderungskündigung). Dafür bräuchte er sehr gute Argumente. Deshalb ist Lohndruck bei Neueinstellungen häufiger. Leider hat sich die Studie nicht auf die Neueinstellungen konzentriert. Das gibt zwangsläufig ein weniger scharfes Bild. Immerhin liefern die Grafiken auf den Seiten 58 bis 60 Hinweise dafür, dass die Einstiegslöhne weniger stark gestiegen sind als die Medianlöhne.
Leider erfolgt die Analyse nicht auf Branchenebene. Das führt zu Verzerrungen. Denn in zahlreichen Branchen (Gastgewerbe, Bau usw.) sind die Löhne durch Mindestlöhne vor Dumping geschützt. Von diesem Lohnschutz profitieren vor allem Arbeitnehmende mit Berufslehre und Ungelernte. Die Löhne von Hochschulabsolventen sind hingegen kaum durch Mindestlöhne geschützt. Bei einer Analyse der Löhne von Gelernten und Ungelernten müsste daher mindestens zwischen Sektoren mit und solche ohne Mindestlöhne unterschieden werden. Wenn die Studie nun im Bereich der Gelernten („secondaire“, S. 80) Lohndruck feststellt, so ist das ein Hinweis dafür, dass die Löhne in den Branchen ohne Mindestlöhne spürbar unter Druck sind. Denn in den Branchen mit Mindestlöhnen kann Lohndruck bekämpft werden. Wenn beide Branchen – mit und ohne Mindestlöhne – in einen Topf geworfen werden, ergibt das ein zu positives Bild. Bei den Hochschulabsolventen spielt das hingegen kaum eine Rolle, da sie kaum durch Mindestlöhne geschützt sind. So ist es nicht überraschend, dass die Studie gerade hier den grössten Lohndruck feststellt. Dass es Lohndruck für Gelernte und Ungelernte in Branchen ohne Mindestlöhne gibt, zeigen die Ergebnisse der Lohnkontrollen – nota bene publiziert durch das Seco. Betroffen sind der Detailhandel, der Gartenbau u.a.
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