BFS-Publikation zur Mittelschicht: Als wirtschaftspolitische Grundlage leider nicht geeignet
«Keine Erosion der mittleren Einkommensgruppen », verkündet heute das Bundesamt für Statistik in einer Publikation zur Mittelschicht. Das Amt vergleicht die Entwicklung der Bruttohaushalt-Einkommen und stellt – etwas vornehm ausgedrückt – „eine gewisse Diskrepanz zwischen dem öffentlichen Diskurs und den vorliegenden Ergebnissen“ fest.
Doch die Publikation berücksichtigt zahlreiche Faktoren nicht. Der Schluss des Bundesamtes ist vorschnell. Viele Haushalte der Mittelschicht leiden unter höheren Krankenkassenprämien, weil sie die vollen Kopfprämien zahlen müssen und keine Verbilligungen erhalten. Auch die Wohnkosten sind in den mittleren Einkommensgruppen spürbar gestiegen (s. SGB-Verteilungsbericht). Zahlreiche Haushalte sind mittlerweile auf einen substanziellen Zweitverdienst angewiesen. Teilweise wurden die Arbeitspensen erhöht, um mehr Geld zum Leben zu haben. Das stabilisiert zwar die Einkommenssituation. Doch die Stabilisierung konnte nur durch Mehrarbeit erreicht werden.
Die Publikation gibt somit zwar interessante Einsichten in die Bruttohaushalt-Einkommen. Doch für eine wirtschaftspolitisch relevante Bewertung ist sie leider nicht genau genug.
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