Höhere Franken-Untergrenze: Muss uns ein Deutscher den Weg zeigen?
Seit Wochen bewegt sich der Franken kaum mehr über den Kurs von 1.21 Fr./Euro. Die Natio-nalbank hat an ihren Lagebeurteilungen von Mitte Dezember und März zwei Gelegenheiten ver-passt, die Kursuntergrenze zu erhöhen, obwohl die Schweiz das dringend brauchen würde. Die Schweizer Ökonomen sind auf Tauchstation.
Muss nun ein Deutscher den Schweizern den Weg weisen? Erfrischend ist jedenfalls die heutige Aufforderung des deutschen Ökonomen Peter Bofinger (Mitglied des Sachverständigenrates), die SNB solle die Kursuntergrenze dringend auf 1.35 Fr./Euro anheben (http://www.cash.ch/news/alle/snb_sollte_untergrenze_dringend_erhoehen-1148684-448). Bof-inger verweist auf China, welches eine klare Wechselkurspolitik betreibt. Erwähnen könnte man aber auch Dänemark, welches die Krone erfolgreich an den Euro angebunden hat.
Erfrischen ist auch der Gegensatz zur unsäglichen Delegation des IWF, welche der Schweiz jährlich immer wieder Ratschläge gibt, die unserer Wirtschaft und den Einkommen der Normalverdienenden schaden (Link). Im heute veröffentlichten Bericht denkt sie darüber nach, wieder zu einem flexiblen Wechselkurs überzugehen, wenn die wirtschaftliche Lage besser ist. Das ist keine Hilfe im Kampf gegen den überbewerteten Franken.
Die SNB hat den gesetzlichen Auftrag, Preisstabilität zu gewährleisten und die Konjunktur zu stabilisieren. Doch mit dem gegenwärtigen Preisrückgang ist der Auftrag nicht mehr erfüllt. Sie müsste eigent-lich handeln. Bleibt der Franken bei minimal über 1.20 drohen schmerzhafte Anpassungen. Die Preise müssten im Vergleich zum Ausland um mindestens weitere 10 Prozent sinken. Die bisherigen Lohnkürzungen in der Industrie über Arbeitszeitverlängerungen würden sich dann als Vorgeschmack für flächendeckenden Lohndruck entpuppen (Industrie, Detailhandel usw.). Betroffen wären die Normalverdienenden. Bei ihren Chefs würde man hingegen möglicherweise argumentieren, dass sie „globale“ Löhne verdienen, die man nicht senken können. Auch die AHV-Renten kommen zusammen mit den Pensionskassen unter Druck.
Was hingegen unverändert hoch bleiben wird, sind die Kredite (Firmen- und Privatkredite, Hypotheken). Das nennt sich dann Schuldendeflation – wenn die Aktiven im Vergleich zu den Krediten weniger wert sind. Das führt in der Regel zu grösseren wirtschaftlichen Problemen – auch die Schweiz hätte dann ihre Deflationssorgen, nicht nur die Krisenländer wie Spanien.


